Kabale und Liebe

Ein Bühnenklassiker, der, wie Kabale und Liebe, bereits vor mehr als 200 Jahren das erste Mal aufgeführt wurde, wirkt zunächst fremd. Ein junger Adliger, Sohn des Präsidenten, und ein Bürgermädchen, die Tochter des Stadtmusikanten, haben sich ineinander verliebt. Die Eltern sind gegen die Verbindung, zu groß ist der Standesunterschied. Die Intrigen, die nun folgen, entzweien die Liebenden. Das ist großer Theaterstoff ... aber die Handlung scheint weit weg. Wo treffen wir heute noch Adlige? Eigentlich sind doch alle „bürgerlich“.

Dass uns das Thema dennoch immer wieder begegnet, wird im Gespräch mit dem Regisseur Stefan Wolfram deutlich (Audiomaterial). Er erläutert, warum Schillers Bühnenklassiker für ihn ganz aktuell ist. Soziale Unterschiede kennen wir noch immer: „Ein Manager einer Bank hat vielleicht auch heute noch etwas dagegen, dass sein Sohn die Tochter eines Hartz-IV-Empfängers heiratet.“ Einen anderen Interpretationsansatz, der ebenfalls zeigt, dass wir Ferdinand und Luise an vielen Orten treffen können, verfolgt Matthias Gehrt am Stadttheater in Krefeld. Er zeigt in seiner „Kabale und Liebe“-Inszenierung den Konflikt verschiedener Kulturkreise: Luise ist Muslimin, ihre Eltern misstrauen der westlichen Gesellschaft.

Der Grundkonflikt ist immer gleich: Scheinbar unvereinbare Welten und darin zwei junge Menschen, die kraft ihrer Liebe die Grenzen überwinden möchten.