Fabelhaft. Von Tieren und Menschen (5/6)

Der Begriff "Fabel" geht auf das lateinische Wort "fabula" (=Geschichte, Erzählung, Gespräch) zurück und bezeichnet lyrische, epische oder dramatische Tierdichtungen mit moralischem Lehrsatz oder praktischer Lebensweisheit in pointierter, uneigentlicher Gestalt, sodass mit der Übertragung auf menschliche Verhaltensweisen oder soziale Zustände witzig-satirische oder moralisch-belehrende Effekte erzielt werden. Zu den Strukturelementen gehören die agierenden Tiere, ihre Typisierung, das Prinzip der Konfrontation, die Beschränkung auf knappe Raumzeitlichkeit und sprachliche Prägnanz sowie der pointierte Schluss.

Fabeln fordern zum symbolischen Lesen heraus, schulen gedankliche Transferleistungen und bieten vor allem als poröse Textgrundlagen Möglichkeiten zur literarischen Koproduktion. Die Schüler/ -innen lernen wirkungsvolle rhetorische Mittel kennen, entwerfen mit der Gestaltung eigener Texte Minidramen, pointierte Erzählungen oder gereimte Weisheiten, die sie auf Alltagssituationen beziehen können. Anstatt die Lehren zu formulieren und anzuwenden, geht es eher um das Aufspüren ähnlicher menschlicher Verhaltensweisen, ihrer psychologischen Hintergründe und ihrer möglichen Folgen.