Anna Seghers: Der Ausflug der toten Mädchen (9/10)

Das Heft bietet einsatzfertige Unterrichtsmaterialien zu "Der Ausflug der toten Mädchen", einer autobiografischen Erzählung von Anna Seghers.

Die aus Europa ins Exil nach Mexiko geflüchtete Netty Reiling schildert um 1943 in einer Rahmenhandlung, wie sie in einem mexikanischen Dorf in die Erinnerung an einen Schulausflug ihrer Mädchenklasse eintaucht, an dem sie vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs teilnahm. In der Binnenhandlung ist sie plötzlich wieder das junge Mädchen zwischen ihren Klassenkameradinnen auf der Terrasse eines Ausflugslokals am Rhein in der Nähe ihrer Geburtsstadt Mainz. Hier breitet die Ich-Erzählerin vor den Lesern das Idyll eines Auflugstages aus, ein Idyll, das in der Erzählung immer wieder durchbrochen wird von Hinweisen auf die Schicksale der Mädchen in den Folgejahren.

Die Erzählung ist attraktiv für junge Menschen, weil die Hauptfiguren so alt sind wie die jugendlichen Rezipienten. Ihre Schicksale berühren unmittelbar. Zudem ist die Erzählung ein Lehrstück moderner Prosakomposition: Zeitsprünge, Rückblenden und Vorausdeutungen, ein Erzählrahmen und eine darin eingebettete Binnenerzählung lassen den Text formal reizvoll und virtuos erscheinen. Die schulische Auseinandersetzung mit dem Thema "Nationalsozialismus" kann mit der Lektüre dieser Erzählung eingeleitet werden, da der Text das ganze Ausmaß ideologischer Verblendung während der Naziherrschaft zeigt und damit zum Nachfragen über historische Gegebenheiten anregt.

Das Material eignet sich für eine Stationenarbeit im Klassenraum, kann aber auch auf herkömmliche Weise im Unterricht eingesetzt werden.