Gotthold Ephraim Lessing

Das hier vorgestellte Heft enthält Vorschläge, wie der Text aus einer modernen Perspektive von Schülerinnen und Schülern von der späten Sekundarstufe I bis zur Sekundarstufe II auch mit Bezügen zum aktuellen Zentralabitur - anhand von Figuren, Epochen und (politischer) Wirkungsgeschichte erschlossen werden kann.

• Dabei wird im Besonderen die Komplexität der weiblichen Hauptfigur, des sächsischen Edelfräuleins Minna von Barnhelm untersucht, das sich auf den zweiten Blick so gar nicht damenhaft und schon gar nicht wie die typische adelige Frau des 18. Jahrhunderts verhält. Ihre Gemeinsamkeiten mit jungen Frauen der Gegenwart machen das Stück modern. Das geht bis hin zu Franziska, ihrer allerbesten Freundin, die Minna nicht nur den Kopf geraderückt, wenn es nötig ist, sondern die heißspornige Heldin auch bei fast jeder Schandtat unterstützt, ohne dabei ihre eigenen Ziele aus dem Blick zu verlieren.
• Doch auch für ein modernes Jungen- und Männerbild hat Minna eine Menge zu bieten: Major von Tellheim ohne Vorname, aber dafür mit Prinzipien wirkt auf den ersten Blick wie ein toxisches Männchen, ein Typ zum Abgewöhnen. Doch halt: Was genau ist überhaupt toxische Männlichkeit? Kann sie überhaupt für einen Mann des 18. Jahrhunderts behauptet werden? Und: Ist es toxisch, wenn einer, der ehrlich und ehrenhaft auftritt, diese Ehre auch öffentlich wiederhergestellt haben will, nachdem er ohne eigenes Zutun in Verruf geraten ist?

So erkennen Schülerinnen und Schüler sowohl das Spezifische des Textes als auch seine zeittypischen und allgemeinen Bezugspunkte in der Deutschen Literaturgeschichte.