Importierte Energie: Rohöleinfuhren Deutschlands
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Infografik Nr. 342117
Auf dem Energiemarkt der Bundesrepublik verdrängte das Mineralöl in den 1960er Jahren die heimische Kohle aus ihrer Vorrangstellung. Es deckte den Kraftstoffbedarf für den wachsenden Autoverkehr und wurde zur bevorzugten Wärmequelle. Die niedrigen Kosten begünstigten zudem seinen Einsatz in der Chemischen Industrie (z.B. zur Kunststoffproduktion) und selbst in der Stromerzeugung. So stieg der Anteil des Mineralöls an der Primärenergieversorgung der Bundesrepublik bis 1973 auf 55 %. Erst infolge der Ölpreisschocks 1974 und 1979/81 verringerte sich die Abhängigkeit vom Mineralöl in einem beschleunigten Anpassungsprozess. Mehrere Faktoren wirkten dabei zusammen: ● die Substitution des Erdöls durch andere Energieträger, ● Einsparungen durch verändertes Verbrauchsverhalten und rationellere Energienutzung, ● der Abbau von Industrien mit hohem Energiebedarf und ● die Konkurrenz auf dem Ölmarkt. Auch als die Ölpreise 1986 wieder sanken, gab es keine Rückkehr zu den alten Verbrauchsmustern.
In gesamtdeutscher Betrachtung verringerten sich die Rohöleinfuhren von 120 Millionen Tonnen (1980) auf weniger als 84 Mio t (1985) und kletterten erst 1994 wieder über 100 Mio t. Ab 2009 jedoch gingen die Einfuhren deutlich zurück, als erst die schwere Rezession und dann die emporschießenden Ölimportpreise die Nachfrage bremsten. 2021 wurden rund 81 Mio t Rohöl importiert. Einschließlich des Imports von Mineralölprodukten belief sich der Inlandsabsatz an Kraftstoffen, Heizöl, Bitumen usw. 2021 auf 98 Mio t.
Der durchschnittliche Rohöl-Einfuhrpreis, der 1985 noch bei umgerechnet 318 € je Tonne lag, sank 1998 mit 87 € je Tonne auf einen Tiefstand. Demgegenüber erreichte er 2012 mit 643 € je Tonne sein bisher höchstes Niveau. Die weitere Entwicklung verlief schwankend. Auf einen Rückgang ab 2014 folgte ein neuerlicher Anstieg, 2020 fiel der Ölpreis dann infolge der Corona-Pandemie drastisch ab, weil wirtschaftliche Restriktionen zu einem massiven Rückgang der Nachfrage führten. Schon im Folgejahr stiegen die Preise jedoch wieder auf das Vorkrisenniveau: 2021 mussten in Deutschland 436 € je Tonne gezahlt werden. Die Rohölrechnung der Bundesrepublik wuchs auf rund 35,5 Mrd €.
Nach dem Beginn von Russlands Krieg gegen die Ukraine im Februar 2022 schoss der Ölpreis dann abrupt in die Höhe – zunächst aus Angst vor künftigen Engpässen. Die weitere Entwicklung wird unter anderem vom Verlauf des Krieges, aber auch von Sanktionen gegen Russlands Energiesektor abhängen. Denn Russland ist der drittgrößte Erdölproduzent weltweit und für Deutschland das wichtigste Lieferland, 2021 mit einem Anteil von 34 % an den Rohölimporten. Weit dahinter folgten die USA mit nur 12 %.
Ausgabe: | 05/2022 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |