Überschuldung privater Haushalte
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Infografik Nr. 463834
Heutzutage machen viele Haushalte von der Möglichkeit Gebrauch, größere Anschaffungen im Vorgriff auf spätere Einkommen durch Kredite zu finanzieren. Zur Überbrückung kurzfristiger Engpässe wird auch häufig das Girokonto überzogen oder der Zahlungsspielraum bei Kreditkarten ausgenutzt. Probleme entstehen daraus im Allgemeinen erst, wenn sich die Einkommenslage plötzlich verschlechtert (z.B. durch Arbeitslosigkeit, Scheidung, Krankheit) oder wenn auf Dauer zu wenig Geld zur Deckung des notwendigen Bedarfs vorhanden ist. Nicht selten kommt dann eine Abwärtsspirale in Gang, die immer tiefer in die Verschuldung hineinführt und neben den rein wirtschaftlichen Folgen auch soziale Ausgrenzung und persönliche Destabilisierung nach sich ziehen kann. Am Ende dieses Weges droht Überschuldung – eine Lage, in der das Einkommen nach Abzug des notwendigen Lebensbedarfs nicht mehr ausreicht, um die laufenden Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen.
Welches Ausmaß die Überschuldung privater Haushalte in Deutschland erreicht hat, muss aus einer Vielzahl von Quellen näherungsweise erschlossen werden. Hinweise auf Überschuldung liefern z.B. Kreditkündigungen, Lohnpfändungen, Räumungsklagen, Stromsperren, Zwangsversteigerungen, Eintragungen ins Schuldnerregister oder Privatinsolvenzen. Auf dieser Basis schließt der Creditreform SchuldnerAtlas 2020 auf eine Gesamtzahl von 3,4 Mio überschuldeten Privathaushalten bzw. 6,9 Mio überschuldeten Privatpersonen ab 18 Jahren. Die Schuldnerquote, bezogen auf die erwachsene Bevölkerung, lag 2020 demnach bei 9,9 %. Anders gesagt: Jeder zehnte Erwachsene in Deutschland ist überschuldet.
Aus den Angaben der Schuldnerberatungsstellen in ganz Deutschland gewinnt das Statistische Bundesamt vertiefte Informationen über die Lage der überschuldeten Haushalte. Von Überschuldung sind danach vor allem Alleinlebende und Alleinerziehende betroffen. Sie stellten 2020 knapp zwei Drittel der Beratungsklientel. Hauptursache der Überschuldung war in 20 % der Fälle der Verlust des Arbeitsplatzes. Zweitwichtigster Faktor waren gesundheitliche Probleme (Erkrankung, Sucht, Unfall) mit einem Anteil von fast 17 %. Mit Geld nicht umgehen zu können („unwirtschaftliche Haushaltführung“) rangierte mit 15 % bereits an dritter Stelle der Überschuldungsursachen. In 12 % der Fälle war die Überschuldung Folge einer durch Trennung, Scheidung oder Tod des Partners ausgelösten Änderung der Lebensumstände. Die durchschnittliche Schuldenlast der beratenen Personen belief sich 2020 auf 29 230 Euro; um sie abzubezahlen, müssten sie 26 Monate lang ihr gesamtes Nettoaufkommen dafür aufwenden.
Ausgabe: | 07/2021 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |