Weltkrankheit Korruption

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Infografik Nr. 632105
Wie stark die Staaten vom Virus der Korruption befallen sind, zeigt der Korruptionsindex, den Transparency International regelmäßig veröffentlicht. Der Index erfasst die Wahrnehmung der öffentlichen Korruption, wie sie sich in den Einschätzungen von Geschäftsleuten oder Analysten widerspiegelt.
Korruption im öffentlichen Raum hat viele Gesichter: Bestechung von Amtsträgern, Auftragsvergabe gegen Schmiergeldzahlungen, erkaufte Genehmigungen oder Ausnahmeregelungen, Gefälligkeiten für Parteifreunde, Unterschlagung von Spendengeldern, Ausnutzen von Insiderinformationen, Aneignung öffentlicher Vermögenswerte durch die politischen Eliten, „Belohnung“ ehemaliger Mandatsträger durch hochdotierte Posten in der Privatwirtschaft usw. Stets handelt es sich dabei um den Missbrauch öffentlicher Macht zu privatem Nutzen. Die Zeche dafür zahlt die Allgemeinheit. Wo Korruption herrscht, verlieren Verwaltung und Politik an Verlässlichkeit und Berechenbarkeit und damit an Vertrauen; öffentliche Mittel werden in falsche Kanäle gelenkt, der Wettbewerb wird verzerrt, ein Netz persönlicher Abhängigkeiten tritt an die Stelle rationaler Entscheidungsfindung und die Spielregeln politischer Machtausübung werden zugunsten einzelner Nutznießer außer Kraft gesetzt.
In vielen ärmeren Weltregionen, aber nicht nur dort, findet Korruption einen fruchtbaren Boden. Weit verbreitet ist der Übelstand, dass Leistungen oder Wohlwollen öffentlicher Stellen im Alltag mit Geldzuwendungen erkauft werden müssen. Nahezu ungehemmt wuchert die Korruption in „zerfallenden Staaten“, in denen die öffentlichen Funktionen weitgehend zusammengebrochen sind. So hat gerade die Bevölkerung der ärmsten Länder unter korrupten Praktiken in Politik, Justiz und Verwaltung zu leiden. In den reicheren Ländern ist Korruption eher im Beziehungsfeld zwischen Wirtschaft und Politik anzutreffen.
Wie stark die Staaten vom Virus der Korruption befallen sind, zeigt der Korruptionsindex, den Transparency International regelmäßig veröffentlicht. Der Index erfasst die Wahrnehmung der öffentlichen Korruption, wie sie sich in den Einschätzungen von Geschäftsleuten oder Analysten widerspiegelt. Für jedes Land liegen mindestens drei Studien dieser Art vor, aus denen dann ein Indexwert abgeleitet wird. Dieser Wert bewegt sich zwischen 100 (= korruptionsfrei) und 0 (= äußerst korrupt). 2018 hatten vier Fünftel der 180 untersuchten Staaten einen Indexwert von unter 60 und galten damit als ernsthaft korruptionsanfällig. Extreme Ausmaße erreichte die Korruption in konfliktzerrütteten Staaten wie Somalia, Syrien, Sudan und Jemen. Mit weitgehend sauberer Weste standen dagegen Länder wie Dänemark, Neuseeland und Finnland da. Deutschland lag auf Rang 10 (mit einem Wert von 80). Ende 2014 hatte die Bundesrepublik nach langem Zögern die UN-Konvention gegen Korruption ratifiziert. Die EU gibt insgesamt ein gespaltenes Bild ab. So finden sich sieben Staaten in der Spitzengruppe, andererseits bleiben zwölf EU-Mitglieder unterhalb der Schwelle von 60 Punkten.