Spekulationsblasen

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Infografik Nr. 632467

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Der Begriff der Spekulationsblase bezeichnet einen dauerhaften und steilen Preisanstieg – meist der Börsenkurse von Aktien, Rohstoffen oder Immobilien –, der nicht durch die reale Wirtschaftsentwicklung gerechtfertigt ist, sondern auf übertriebenen Gewinnerwartungen der Anleger beruht. Der amerikanische Ökonom Charles P. Kindleberger hat, basierend auf den Theorien seines Kollegen Hyman Minsky, ein Modell entwickelt, das den typischen Ablauf vom Entstehen einer Blase bis zu ihrem Platzen darstellt: Am Beginn steht eine sogenannte • „Verschiebung“ in den ökonomischen Rahmenbedingungen, die in mindestens einer Branche neue Möglichkeiten auf Profit eröffnet. Diese „Verschiebung“ kann zum Beispiel in einer technischen Neuerung bestehen. In einer Phase der • „Euphorie“ locken die Aussichten auf schnelle Gewinne Investoren an, was die Kurse nach oben treibt und dadurch weitere Investoren anzieht. Die Euphorie geht bald in eine • „Manie“ über, in der auch die breite Masse meist unerfahrener Erstanleger zu investieren beginnt. Nun entsteht die eigentliche Blase: Die Kursauftriebe sind nur noch spekulativ und nicht mehr durch die realwirtschaftliche Entwicklung getragen. Dieses Missverhältnis erkennen in einer Phase der • „Besorgnis“ zuerst die erfahrenen Anleger; sie realisieren, dass die steigenden Kurse nicht mehr durch zu erwartende Gewinne gedeckt sind und verkaufen ihre Positionen, um Profite zu machen, solange dies noch möglich ist. Weil die Masse der unerfahrenen Anleger immer noch investiert, kommt es noch nicht zum Einbruch der Kurse, wohl aber zur Stagnation. Diese löst schließlich bei der Masse der Anleger eine • „Panik“ aus: In Scharen fliehen sie aus der Anlage und es kommt binnen kurzer Zeit zu dramatischen Kursabstürzen, einem sogenannten Börsencrash – die Blase ist geplatzt.

In der Geschichte gab es zahlreiche Spekulationsblasen und jede war für sich genommen einzigartig. Das Grundmuster lässt sich aber stets erkennen. Das gilt bereits für die Tulpenmanie in den Niederlanden der 1630er Jahre, die als erste Spekulationsblase der Geschichte gilt: Die anfängliche „Verschiebung“ lag allgemein in der Ausbildung des Börsenwesens in Holland, speziell aber im Aufkommen der Mode, Tulpenzwiebeln als Luxusgüter zu kaufen. Tulpen wurden zum Spekulationsobjekt, die Preise zogen rapide an, bis 1637 die Nachfrage einbrach, Anleger in Panik ihre Tulpenkontrakte abstießen und die Preise abstürzten. Auch der Börsencrash von 1929 oder die im Jahr 2000 geplatzte Dotcom-Blase folgten dem Grundmuster: Die „Verschiebung“ in den 1920er Jahren lag in der expandierenden Automobilproduktion und der Elektrifizierung, die Dotcom-Blase folgte auf Innovationen in der Informationstechnologie. Die 2007 geplatzte Immobilienblase in den USA löste die globale Finanz- und Wirtschaftskrise aus.

Ausgabe: 09/2017
Produktformat: Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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