Finanzmärkte und Realwirtschaft

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Infografik Nr. 632470

Finanzmärkte und Realwirtschaft

Seit den 1970er Jahren sind die internationalen Kapitalmärkte zu einer enormen Größe angewachsen. Wesentliche Ursachen für das Wachstum der Finanzmärkte ...

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Finanzmärkte und Realwirtschaft

Seit den 1970er Jahren sind die internationalen Kapitalmärkte zu einer enormen Größe angewachsen. Wesentliche Ursachen für das Wachstum der Finanzmärkte waren die Abkehr von der Weltwirtschaftsordnung von Bretton Woods (mit ihren festen Wechselkursen und vergleichsweise restriktiven Kontrollen des Kapitalverkehrs) sowie die staatlich gewollte Deregulierung der Finanzmärkte, vorangetrieben insbesondere durch Großbritannien und die USA in ihrem Wettbewerb um den attraktiveren Finanzplatz. Eine Studie der OECD erfasst die Ausweitung des finanziellen Sektors in den Industriestaaten im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP), also dem Wert aller in der „Realwirtschaft“ produzierten Güter und Dienstleistungen. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht der Kreditmarkt: Seit Mitte der 1970er Jahre wuchs der Umfang der Kredite, die in den Industrieländern von Banken und ähnlichen Finanzinstitutionen an Privathaushalte und Unternehmen vergeben wurden, auf mehr als das 2½-Fache im Verhältnis zum BIP; seit Anfang des Jahrtausends übersteigt das Kreditvolumen in der OECD die jährliche Wirtschaftsleistung.

Im Zuge der globalen Wirtschaftskrise ab 2007, die an den Finanzmärkten ihren Anfang genommen hatte, entwickelte sich eine lebhafte Debatte über Nutzen und Nachteil des finanziellen Sektors für die Realwirtschaft. Den Zusammenhang zwischen beiden untersucht die OECD in ihrer Studie anhand empirischer Befunde aus den letzten fünfzig Jahren. Ihr Ergebnis: Zwar ist ein gut entwickelter Finanzsektor unabdingbar für wirtschaftliches Wachstum, doch kann eine zu starke Expansion der Finanzmärkte durchaus wachstumshemmend wirken. Dies gilt insbesondere für die Kreditvergabe an Privathaushalte und für die Finanzierung von Investitionen, die nur geringe Renditen abwerfen. Desweiteren erhöht es die Krisenanfälligkeit von Volkswirtschaften, wenn einzelne Banken so groß werden, dass ihr Zusammenbruch das gesamte Finanzsystem gefährden kann und ihre Rettung durch massive öffentliche Hilfen nötig wird. Schädlich für die Realwirtschaft sind auch durch Spekulationsgeschäfte verursachte Auf- und Abschwünge an den Finanzmärkten.

Nicht zuletzt vergrößert die Ausweitung des Finanzsektors die Ungleichheiten in der Verteilung von Einkommen und Vermögen. Wird die Kreditvergabe erleichtert, können gutverdienende Haushalte wesentlich höhere Kredite aufnehmen und aufgrund hoher Einsätze auch gewinnbringender investieren (vor allem in Aktien), womit sich ihr Vermögen viel rascher vermehrt als das der weniger finanzstarken Haushalte. Auch unter diesem Aspekt empfehlen sich Reformen, die ein übertriebenes Wachstum des Finanzsektors abbremsen.

Ausgabe: 10/2015
Produktformat: Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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