Die europäischen Leitzinsen
Für Sie als Mitglied entspricht dies 4,20 Euro.
Infografik Nr. 715578
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Die Preisstabilität im Euro-Währungsraum zu wahren ist die vorrangige Aufgabe der Europäischen Zentralbank (EZB) und der mit ihr im Eurosystem verbundenen nationalen Zentralbanken. Normalerweise versucht die EZB, die Geldversorgung der Wirtschaft mit Hilfe ihrer geldpolitischen Instrumente so zu steuern, dass inflationären Tendenzen schon frühzeitig begegnet wird. Dahinter steht die Erfahrung, dass eine Politik des knappen Geldes am ehesten geeignet ist, die Stabilität einer Währung zu erhalten oder mittelfristig wieder herzustellen.
Ein wichtiger Teil der Geldpolitik wird im Zusammenspiel mit den Banken umgesetzt, die sich zur Deckung ihres Liquiditätsbedarfs bei der Zentralbank „refinanzieren“. Im Mittelpunkt stehen dabei die sogenannten Hauptrefinanzierungsgeschäfte. Sie geben den Banken einmal wöchentlich Gelegenheit, sich – gegen Übertragung oder Hinterlegung ausreichender Sicherheiten – Zentralbankgeld zu beschaffen. Die Zentralbank steuert diese meist auf eine Woche befristeten Transaktionen gemäß den geldpolitischen Erfordernissen. Sie legt den Betrag fest, den sie dem Markt zur Verfügung stellen will und bestimmt den Zinssatz, den die Banken dafür zu bezahlen haben und der als Leitzins auf den gesamten Geldmarkt ausstrahlt. Daneben bietet sie in monatlichem Rhythmus ein Refinanzierungsgeschäft mit dreimonatiger Befristung an, das vor allem der längerfristigen Geldversorgung kleiner Banken dient. Die Banken haben darüber hinaus die ständige Möglichkeit, kurzfristige Liquiditätslücken mit Hilfe der für einen Tag gewährten und höher verzinslichen Spitzenrefinanzierungsfazilität zu überbrücken. Und andererseits können sie Liquiditätsüberschüsse über Nacht bei der Zentralbank „parken“ (Einlagefazilität).
Mit der Finanz- und Schuldenkrise ab 2008 wuchs die Sorge vor einem Abgleiten in die Deflation. Um dieser Gefahr zu begegnen, entschloss sich die EZB, die Leitzinsen dramatisch zu senken. Unter dem Stichwort der „quantitativen Lockerung“ kaufte sie von März 2015 bis Ende 2018 in großem Umfang Staats- und Unternehmensanleihen auf und pumpte so zusätzliches Geld in die Märkte. Angesichts anhaltender wirtschaftlicher Unsicherheit setzte sie die Anleihekäufe ab November 2019 fort und hielt so lange auch an ihrer Nullzinspolitik fest (der zentrale Leitzins lag ab März 2016 bei 0%). Erst im Juni 2022 reagierte sie auf die stark anziehende Inflation mit einem Stopp der Anleihekäufe. Vom Juli 2022 bis zum September 2023 hob sie dann in rascher Folge die Leitzinsen an. Mit nachlassender Inflation rückten aber die Konjunktursorgen wieder in den Vordergrund. Im Juni 2024 leitete die EZB deshalb eine Zinswende ein.
| Ausgabe: | 03/2025 |
| Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
| Reihe: | 53 |
| Reihentitel: | Zahlenbilder |
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