Die europäischen Leitzinsen

Die europäischen Leitzinsen
40 Credits

Für Sie als Mitglied entspricht dies 4,00 Euro.

Infografik Nr. 715578

Seit 2016 verfolgte die Europäische Zentralbank eine Nullzinspolitik, um der Gefahr einer Deflation in der Eurozone zu begegnen. Im Sommer 2022 machte sie eine Kehrtwende, weil die hohe Inflation zum Problem geworden war. Sehen Sie hier, wie sich die Leitzinsen im Euro-Raum seit 1999 veränderten!

Welchen Download brauchen Sie?

Die Preisstabilität im Euro-Währungsraum zu wahren ist die vorrangige Aufgabe der... mehr
Mehr Details zu "Die europäischen Leitzinsen"

Die Preisstabilität im Euro-Währungsraum zu wahren ist die vorrangige Aufgabe der Europäischen Zentralbank (EZB) und der mit ihr im Eurosystem verbundenen nationalen Zentralbanken. Normalerweise versucht die EZB, die Geldversorgung der Wirtschaft mit Hilfe ihrer geldpolitischen Instrumente so zu steuern, dass inflationären Tendenzen schon frühzeitig begegnet wird. Dahinter steht die Erfahrung, dass eine Politik des knappen Geldes am ehesten geeignet ist, die Stabilität einer Währung zu erhalten oder mittelfristig wieder herzustellen. Mit der Finanz- und Schuldenkrise ab 2008 rückte für die EZB jedoch die Sorge vor einem Zusammenbruch der Kreditmärkte, einem scharfen Abschwung der Wirtschaft und einem Abgleiten in die Deflation in den Vordergrund.

Ein wichtiger Teil der Geldpolitik wird im Zusammenspiel mit den Banken umgesetzt, die sich zur Deckung ihres Liquiditätsbedarfs bei der Zentralbank „refinanzieren“. Im Mittelpunkt stehen dabei die sogenannten Hauptrefinanzierungsgeschäfte. Sie geben den Banken einmal wöchentlich Gelegenheit, sich – gegen Übertragung oder Hinterlegung ausreichender Sicherheiten – Zentralbankgeld zu beschaffen. Die Zentralbank steuert diese meist auf eine Woche befristeten Transaktionen gemäß den geldpolitischen Erfordernissen. Sie legt den Betrag fest, den sie dem Markt zur Verfügung stellen will und bestimmt den Zinssatz, den die Banken dafür zu bezahlen haben und der als Leitzins auf den gesamten Finanzmarkt ausstrahlt. Daneben bietet sie in monatlichem Rhythmus ein Refinanzierungsgeschäft mit dreimonatiger Befristung an, das vor allem der längerfristigen Geldversorgung kleiner Banken dient. Die Banken haben darüber hinaus die ständige Möglichkeit, kurzfristige Liquiditätslücken mit Hilfe der für einen Tag gewährten und höher verzinslichen Spitzenrefinanzierungsfazilität zu überbrücken. Und andererseits können sie Liquiditätsüberschüsse
über Nacht bei der Zentralbank „parken“ (Einlagefazilität).

Um der Gefahr einer deflationären Entwicklung zu begegnen, entschloss sich die EZB 2008/09, die Leitzinsen dramatisch zu senken. Zum Zweck der „quantitativen Lockerung“ (quantitative easing) kaufte sie von März 2015 bis Ende 2018 in großem Umfang Staats- und Unternehmensanleihen auf und pumpte so zusätzliches Geld in die Märkte. Angesichts anhaltender wirtschaftlicher Unsicherheit setzte sie die Anleihekäufe ab November 2019 fort und hielt so lange auch an ihrer Nullzinspolitik fest (der zentrale Leitzins lag ab März 2016 bei 0 %). Erst im Juni 2022 reagierte sie auf die kräftig anziehende Inflation mit einem Stopp der Anleihekäufe. Ab Juli 2022 hob sie in mehreren Schritten die Leitzinsen an.

Ausgabe: 12/2022
Produktformat: eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
Zuletzt angesehen