Europas Banken
Für Sie als Mitglied entspricht dies 4,20 Euro.
Infografik Nr. 715605
Durch die Finanzkrise von 2008 wurde das globale Bankensystem gründlich durchgerüttelt. Große Geldhäuser – allen voran die US-Investmentbank Lehman Brothers – verschwanden vom Markt, an ...
Durch die Finanzkrise von 2008 wurde das globale Bankensystem gründlich durchgerüttelt. Große Geldhäuser – allen voran die US-Investmentbank Lehman Brothers – verschwanden vom Markt, andere wurden mit staatlichen Milliarden-Hilfen gerettet und saniert, um den drohenden Zusammenbruch des Bankensystems zu verhindern. Auf nationaler und internationaler Ebene traten Regelungen in Kraft, die eine bessere Überwachung des Bankensektors vorsahen und den Banken eine deutlich stärkere Risikovorsorge abverlangten.
Knapp zehn Jahre später sind die Banken weltweit in deutlich stabilerer Verfassung. Auch die europäischen Banken stehen wieder auf festerem Boden. Sie verfügen über eine bessere Kapitalausstattung und unterliegen schärferen Regeln. Dennoch haben sich die Wolken über ihnen noch nicht verzogen. Während die großen US-amerikanischen Banken zu alter Stärke zurückgefunden haben, arbeiten die meisten europäischen Kreditinstitute nicht profitabel genug und können dadurch zu wenig Rücklagen bilden. Auch könnten sie dadurch verleitet werden, bei ihren Kreditgeschäften wieder größere Risiken in Kauf zu nehmen. Zwar erleichtert der momentane wirtschaftliche Aufschwung die Erholung der europäischen Banken, doch sind sie für schwierigere Phasen nicht ausreichend gerüstet. Zu dieser Einschätzung kam der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem Finanzstabilitätsbericht vom Frühjahr 2017.
Die Gründe für die mangelnde Profitabilität des europäischen Bankenwesens sind vielfältig und unterscheiden sich von Land zu Land. Ein Kernproblem sieht der IWF im „Overbanking“. Dies kann darin bestehen, dass der Bankensektor im Verhältnis zur Wirtschaftskraft eines Landes zu groß dimensioniert ist, dass zu viele Banken auf engem Raum miteinander konkurrieren und sich mit ihren Konditionen unterbieten oder auch, dass ein zu enges Filialnetz und ein zu großer Personalbestand auf die Erträge drückt.
Aus dieser Sicht erscheint eine weitere Konzentration der Bankenlandschaft notwendig. Ende Mai 2017 gab es in der EU rund 6500 Kreditinstitute, etwa ein Fünftel weniger als zu Beginn des Jahres 2008. In der Eurozone verringerte sich die Zahl der Kreditinstitute im gleichen Zeitraum von 6290 auf rund 4970. Für Deutschland und Österreich ist eine geringe Konzentration des Bankensystems mit einer großen Anzahl an Sparkassen und Genossenschaftsbanken charakteristisch. Die Tätigkeit der Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken beruht allerdings auf der genauen Kenntnis der regionalen Wirtschaft und ihres Kreditbedarfs und wäre in einem stärker zentralisierten Bankensystem kaum gleichwertig zu ersetzen.
Ausgabe: | 07/2017 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |