Armut in der EU
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Infografik Nr. 737962
Der Grad der Armut in einer Gesellschaft lässt sich auf unterschiedliche Weise messen und erfassen: ● Mit Hilfe einer absoluten Armutsschwelle: Die Weltbank orientiert sich seit September 2022 an einem Pro-Kopf-Wert von 2,15 US-Dollar pro Tag (zu Preisen und Kaufkraftverhältnissen von 2017) als Grenzwert der extremen Armut. ● Mit einem relativen Armutsmaß, das vom durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen ausgehend eine prozentuale Armutsschwelle festlegt: In den Ländern und Regionen der EU gilt z.B. als armutsgefährdet, wer mit weniger als 60 % des mittleren Einkommens der jeweiligen Gesamtbevölkerung auskommen muss. Je nach dem allgemeinen Einkommensniveau liegt diese Schwelle von Land zu Land unterschiedlich hoch. ● Anhand einer Liste grundlegender Lebensbedürfnisse: Als arm gilt, wer sich mehrere Punkte dieser Liste nicht leisten kann.
Diese dritte Variante wird in der EU verwendet, um den Grad der materiellen und sozialen Entbehrung in einer Bevölkerung zu erfassen. Die Liste umfasst 15 Posten, die sich an den Möglichkeiten eines durchschnittlichen Haushalts orientieren. Manche dieser Posten erfordern höhere Ausgaben, andere können schon für wenig Geld verwirklicht werden. Wer aber in seinem Haushalt auf mindestens fünf dieser „normalen“ Möglichkeiten verzichten muss, leidet der Definition gemäß an Entbehrung. Dabei wird nicht nur ● der unmittelbare Geldmangel (keine Zahlungsrückstände haben, unerwartete Ausgaben bewältigen können) oder ● der durch Geldnot erzwungene Verzicht auf Konsum und Komfort erfragt (alte Möbel ersetzen, die Wohnung warmhalten, jeden zweiten Tag eine vollwertige Mahlzeit), sondern auch ● die Verarmung sozialer Kontakte (einmal im Monat mit Freunden oder der Familie zusammen essen oder trinken, eine regelmäßige Freizeitbeschäftigung ausüben), wenn die Mittel nicht ausreichen, um diese Kontakte aufrechtzuerhalten.
Die von Eurostat, dem Statistischen Amt der EU, veröffentlichten Daten für das Jahr 2021 ergeben ein differenziertes Bild der Armut. EU-weit leidet ein Achtel der Bevölkerung (11,9 %) unter materieller und sozialer Entbehrung. Seit 2014 (damals 20,0 %) ist diese Quote stetig zurückgegangen; 2022 ist aber wieder mit einem deutlichen Anstieg zu rechnen. In Rumänien, Bulgarien und Griechenland trifft diese Form der Armut auf rund ein Drittel der Bevölkerung zu, in Deutschland auf 8,8 %, in Schweden und Finnland aber auf weniger als 4 %. Ältere Menschen sind in den meisten EU-Ländern nicht ganz so stark von Entbehrung betroffen wie die jungen – ein Punkt, der in der sozialpolitischen Diskussion oft übersehen wird.
Ausgabe: | 11/2022 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |