Die deutsche Zahlungsbilanz
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Infografik Nr. 394016
Seit 2002 weist die Leistungsbilanz der Bundesrepublik einen Überschuss auf. Woraus resultiert dieser Überschuss und wie hat er sich in den letzten Jahren entwickelt? Die Antwort darauf in Schaubild, Text und Tabelle!
Die Zahlungsbilanz einer Volkswirtschaft registriert alle wirtschaftlichen Transaktionen (d.h. den Austausch von Gütern, Dienstleistungen und finanziellen Ansprüchen), die innerhalb eines Jahres zwischen In- und Ausland stattfinden. Grundsätzlich ist zwischen dem Leistungs- und dem Zahlungsverkehr mit dem Ausland zu unterscheiden. Die Leistungsbilanz als Teil der Zahlungsbilanz erfasst alle Bezüge und Lieferungen im grenzüberschreitenden Warenhandel und Dienstleistungsverkehr, die über die Grenzen zu- oder abfließenden Erwerbs- und Vermögenseinkommen (Gewinne, Löhne, Zinsen usw.) und die laufenden Übertragungen („einseitigen“ Leistungen) zwischen In- und Ausland (z.B. Beiträge an die EU oder an internationale Organisationen, Heimatüberweisungen von Zuwanderern). Als besonderer Posten neben der Leistungsbilanz werden die „einmaligen“ Vermögensübertragungen wie Schuldenerlasse oder Erbschaften verbucht.
Der Kapitalverkehr mit dem Ausland – die Aufnahme oder Gewährung von Krediten, die Wertpapiergeschäfte und der Erwerb von Eigentumsrechten an Unternehmen und Grundstücken – schlägt sich in der Kapitalbilanz nieder. Finanziellen Charakter hat auch die Zu- oder Abnahme der Währungsreserven im Bestand der Bundesbank. Definitionsgemäß halten sich beide Seiten der Zahlungsbilanz – die Ergebnisse des Leistungs- und des Kapitalverkehrs – die Waage. In der Praxis bestehen aber stets einige statistische Differenzen, die sich im sogenannten Restposten der Zahlungsbilanz niederschlagen.
In den 1980er Jahren hatte die Bundesrepublik hohe Leistungsbilanzüberschüsse erzielt. Mit der deutschen Einigung veränderte sich ihre außenwirtschaftliche Position fast auf einen Schlag, so dass die Leistungsbilanz 1991 tief ins Minus rutschte. Dieser Umschwung war letztlich damit zu erklären, dass die Volkswirtschaft für den Aufbau in Ostdeutschland in großem Umfang auf ausländische Ressourcen zurückgreifen musste. Erst 2002 verzeichnete die Leistungsbilanz wieder ein Plus, das sich in den folgenden Jahren rasch ausweitete, ehe es in der globalen Wirtschaftskrise 2008/09 einbrach. Als die Ausfuhren nach dem scharfen Rückgang wieder zunahmen, kletterte der Exportüberschuss 2016/17 auf über 250 Mrd €; der Leistungsbilanzüberschuss erreichte 2018 mit 289 Mrd € (8,4% des BIP) seinen bislang höchsten Stand.
Die Krisen der 2020er Jahre (Corona-Krise, Ukraine-Krieg) prägten die weitere außenwirtschaftliche Entwicklung. 2022 sank der Überschuss im Außenhandel auf einen vorläufigen Tiefpunkt. Parallel zur Handelsbilanz schwächte sich das Plus der Leistungsbilanz ab (auf 152 Mrd €), stieg danach jedoch wieder an (auf 244 Mrd € im Jahr 2024). Die „unsichtbaren Leistungen“ lagen 2024 leicht im Plus, da das Defizit bei den Dienstleistungen durch höhere Salden bei den Primär- und Sekundäreinkommen ausgeglichen wurde. Die Primäreinkommen erreichten dank sprudelnder Erträge aus Vermögensanlagen im Ausland ein Rekordniveau. Dem Leistungsbilanzüberschuss stand 2024 ein Netto-Kapitalexport von 253 Mrd € gegenüber. Ausschlaggebend dafür waren neben den Investitionen deutscher Anleger in ausländische Wertpapiere vor allem die wachsenden Forderungen inländischer Banken gegenüber Kreditnehmern und Finanzinstituten im Ausland.
| Ausgabe: | 10/2025 |
| Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
| Reihe: | 53 |
| Reihentitel: | Zahlenbilder |