Verdeckte Arbeitslosigkeit in der DDR-Wirtschaft

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Infografik Nr. 577060

Der Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft wirft in der bisherigen DDR gravierende Arbeitsmarktprobleme auf. Zu einem großen Teil beruhen diese Schwierigkeiten darauf, dass im planwirtschaftlichen System ein erhebliches Maß an verdeckter Arbeitslos...

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Der Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft wirft in der bisherigen DDR gravierende Arbeitsmarktprobleme auf. Zu einem großen Teil beruhen diese Schwierigkeiten darauf, dass im planwirtschaftlichen
System ein erhebliches Maß an verdeckter Arbeitslosigkeit existierte, die nun offen zutage tritt. Auf Grund von Befragungen in Betrieben und Behörden der DDR hat das Münchner Ifo-Institut den Umfang der
verdeckten Arbeitslosigkeit abzuschätzen versucht. Danach waren 1989 von den knapp 9 Mio Arbeitsplätzen in der DDR-Wirtschaft fast 1,4 Mio überbesetzt, das heißt: Jeder siebte Beschäftigte war aus betriebswirtschaftlicher
Sicht im Grunde überfl üssig. So herrschte in der DDR zwar Vollbeschäftigung, ja sogar ein Mangel an Arbeitskräften, aber die Arbeitsproduktivität war nicht einmal halb so hoch wie in westlichen
Betrieben, und die Realeinkommen blieben entsprechend niedrig.

Das Ausmaß der verdeckten Arbeitslosigkeit läßt sich aus zwei Ursachenbündeln erklären. Erstens hatten die Betriebe im ehemaligen DDR-System zahlreiche politische und soziale Aufl agen zu erfüllen, die zu einer Mehrbeschäftigung aus außerbetrieblichen Gründen führten. Dazu gehörten die Beschäftigung von Partei- und Gewerkschaftsfunktionären, der Aufwand für politische Aktivitäten der Belegschaft während der Arbeitszeit, der überhöhte Verwaltungsaufwand für Berichte an Kombinatsleitungen, Behörden und Parteistellen, der Personalbedarf für Sozialeinrichtungen wie Kindergärten, Bibliotheken, Ferienheime, Clubhäuser usw. und schließlich die Weiterbeschäftigung von nicht kündbaren Arbeitskräften. Zweitens (und zum größeren Teil) beruhte die verdeckte Arbeitslosigkeit auf den Organisations- und Planungsmängeln, denen die Betriebe im planwirtschaftlichen System ausgesetzt waren. So kam es wegen ausbleibender Materiallieferungen oder defekter Anlagen immer wieder zu Stockungen in der Produktion.

Das führte einerseits zu erheblichen Ausfallzeiten, andererseits musste zusätzliches Personal für Materialbeschaffung, Instandhaltung und Reparaturen bereitstehen. Fehlerhafte Planung hatte zur Folge, dass mitunter mehr Personalstellen eingerichtet wurden, als für die zugewiesenen Produktionsaufgaben notwendig waren. Und in Branchen mit ausgeprägten Saisonschwankungen oder mit bedeutenden (Export-) Aufträgen richtete sich die Personalausstattung häufi g nach dem Bedarf in Spitzenzeiten. Auch die niedrigen Leistungsnormen und die begrenzte Motivation der Beschäftigten drückten auf die Arbeitsproduktivität. So bestand in der DDR selbst unter den damaligen Produktions- und Absatzbedingungen ein
Überhang von rund 800 000 Beschäftigten im Warenproduzierenden Gewerbe, 400 000 Beschäftigten im Dienstleistungs- und Verwaltungsbereich und 200 000 Beschäftigten in der Landwirtschaft.

Ausgabe: 10/1990
Produktformat: Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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