Kirchen verlieren Mitglieder

Kirchen verlieren Mitglieder
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Infografik Nr. 520115

Katholiken und Protestanten machten 2021 erstmals weniger als die Hälfte der Bevolkerung in Deutschland aus. Seit der deutschen Einigung haben die beiden großen christlichen Kirchen mehr als 16 Millionen Mitglieder verloren. Welche Gründe stehen hinter dieser Entwicklung?

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Schon seit Jahrzehnten verlieren die evangelische wie auch die römisch-katholische Kirche in Deutschland kontinuierlich an Mitgliedern. Die Gründe dafür sind vielfältig. Sie wurzeln zum einen in den demographischen Entwicklungen der letzten fünfzig Jahre. In der deutschen Bevölkerung überwiegen seitdem die Sterbefälle gegenüber den Geburten. Diesen demographischen Faktor bekamen die Kirchen in besonderem Maß zu spüren, zumal der Anteil der kirchlich Gebundenen in den älteren Jahrgängen höher ist als in den jüngeren. Leider liefern die kirchlichen Statistiken nur ein unvollständiges Bild der demographisch bedingten jährlichen „Verluste“, da nur die kirchlichen Bestattungen und nicht die gesamten Sterbefälle der Konfessionsangehörigen mitgeteilt werden.

Sicher ist jedoch, dass die Taufen die Sterbefälle in beiden großen Kirchen bei weitem nicht aufwiegen. Die rückläufige Zahl der Taufen, durch die Neugeborene in die Kirche aufgenommen werden, erklärt sich einerseits aus dem langfristigen Geburtenrückgang, andererseits aber aus der zunehmenden Entkirchlichung der Gesellschaft: Es ist heutzutage keineswegs mehr selbstverständlich, dass Eltern ihre Kinder taufen lassen, auch wenn sie selbst einer christlichen Konfession angehören. Auf diese Weise lockert sich die alltagskulturelle Bindekraft der Kirchen, wie sich auch am abnehmenden Gottesdienstbesuch und an der geringeren Beteiligung am Religionsunterricht zeigt. Spättaufen und (Wieder-)Eintritte können diesen Trend ebenfalls nicht aufhalten.

Eine wesentliche Rolle für den Mitgliederrückgang bei den christlichen Volkskirchen spielten darüber hinaus aber die Kirchenaustritte. Der evangelischen Kirche kehrten 1991-2021 fast 6,3 Mio Mitglieder den Rücken, der katholischen Kirche 4,9 Mio. Die Gründe dafür liegen zumeist in der fehlenden kirchlichreligiösen Bindung, die etwa auch die Zahlung von Kirchensteuer als überflüssig erscheinen lässt. Für kirchlich stärker gebundene Menschen ist oft der Vertrauensschwund auf Grund von Missbrauchsskandalen und anderen Fehlentwicklungen in ihrer Kirche der Anlass, ihre Religionsgemeinschaft zu verlassen.

Insgesamt verringerte sich die Mitgliederzahl der evangelischen Kirche von 1990 bis 2021 (jeweils zum Jahresende) um rund ein Drittel – von 29,4 Mio auf 19,7 Mio. Die der katholischen Kirche schrumpfte im gleichen Zeitraum um fast ein Viertel – von 28,3 Mio auf 21,6 Mio. Damit verloren die beiden großen Kirchen seit dem Fall der Mauer mehr als 16 Mio Mitglieder. Katholiken und Protestanten machten 2021 zusammen erstmals weniger als die Hälfte (49,7 %) der Gesamtbevölkerung aus.

Ausgabe: 08/2022
Produktformat: eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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