Was der Altersaufbau verrät
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Infografik Nr. 020122
Was der Altersaufbau verrät
Jahrgang um Jahrgang übereinander geschichtet, Männer zur linken, Frauen zur rechten Seite – so präsentiert sich das Diagramm, das den Altersaufba ...
Was der Altersaufbau verrät
Jahrgang um Jahrgang übereinander geschichtet, Männer zur linken, Frauen zur rechten Seite – so präsentiert sich das Diagramm, das den Altersaufbau einer Bevölkerung darstellt. In rasch wachsenden Gesellschaften, wie in Deutschland vor dem Ersten Weltkrieg, ähnelt es einer gleichmäßigen Pyramide, bei der die jüngsten Jahrgänge am stärksten besetzt sind und die folgenden immer schwächer, je weiter das Geburtsjahr zurückliegt. Wächst die Bevölkerung nur noch langsam oder schrumpft sie gar, so nimmt der Altersaufbau nach und nach die Form einer Urne an. Die heutige Altersgliederung Deutschlands, in der sich die Bevölkerungsentwicklung eines ganzen Jahrhunderts widerspiegelt, erinnert aber eher an einen vom Sturm zerrissenen Baum. In ihr ist das natürliche Grundmuster nämlich durch die demographischen Auswirkungen außergewöhnlicher Ereignisse überlagert.
So zeigt der obere Teil des Altersaufbaus mehrere tiefe Einschnitte und Lücken, die mit den beiden Weltkriegen und den wirtschaftlich-politischen Verwerfungen der Zwischenkriegszeit zu erklären sind. Die männlichen Jahrgänge bis etwa zum Geburtsjahr 1927, aus denen die Soldaten des Zweiten Weltkriegs hervorgingen, wurden durch die Kriegsverluste außerordentlich stark dezimiert. Der Frauenüberschuss in diesen Jahrgängen ist deshalb viel größer, als er normalerweise – auf Grund der höheren Lebenserwartung der Frauen – ausfallen würde. Zusätzlich zeichnen sich die Geburtenausfälle während des Ersten Weltkriegs (1914-1918) als Einkerbungen auf beiden Seiten des Altersaufbaus ab.
Auch die Weltwirtschaftskrise (1931-1933) hatte einen deutlichen Geburtenrückgang zur Folge. Danach stiegen die Geburtenzahlen unter dem Einfluss der NS-Bevölkerungspolitik bis über den Anfang des Zweiten Weltkriegs (1939) hinaus kräftig an, ehe sie mit Beginn des Krieges im Osten wieder einbrachen. Der tiefste Einschnitt lag im Kapitulationsjahr 1945. In der ersten Nachkriegszeit nahmen die Geburten nur allmählich wieder zu. Auf die zahlenmäßig starken Jahrgänge 1934-41 folgte dann im Abstand einer Generation und in einem wirtschaftlich günstigen Umfeld der „Babyboom“ der 1960er Jahre. Noch im gleichen Jahrzehnt setzte aber ein tiefgehender, nachhaltiger Wandel des generativen Verhaltens ein: die Fruchtbarkeit sank weit unter das Niveau, das notwendig wäre, um die Elterngeneration zu „ersetzen“. Die Bevölkerungspolitik der DDR konnte diesen Trend für einige Jahre noch einmal umbiegen. Auf den wirtschaftlichen und sozialen Umbruch nach der „Wende“ 1989/90 folgte in Ostdeutschland aber ein so starker Rückgang der Geburtenrate, dass die Basis des gesamtdeutschen Altersaufbaus noch einmal deutlich schrumpfte.
Ausgabe: | 06/2012 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |