Entwicklung der Jahresarbeitszeit
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Infografik Nr. 240032
Überlange Arbeitszeiten von 14-16 Stunden bestimmten in den Anfängen der Industrialisierung den Alltag der arbeitenden Menschen. Der allmähliche Übergang zu kürzeren Arbeitszeiten erfolgte in Deutschland etwa ab 1880, parallel zur fortschreitenden Intensivierung der Arbeit. Bis zum Ersten Weltkrieg hatten sich der 10-Stunden-Tag und die 54- bis 60-Stunden-Woche in der Industrie weithin durchgesetzt. Jahresurlaub war aber immer noch einer Minderheit der Angestellten und Beamten vorbehalten. Im November 1918 handelten die Gewerkschaften den Arbeitgeberverbänden neben anderen grundlegenden Zugeständnissen die Einführung des achtstündigen Arbeitstages für gewerbliche Arbeiter ab, doch wurde diese Entwicklung schon ab 1924 wieder zurückgedreht. Erst Jahrzehnte später, lange nach dem Zweiten Weltkrieg, kam in die Arbeitszeitfrage neue Bewegung.
Nach Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ging die durchschnittliche tarifliche Arbeitszeit der westdeutschen Arbeitnehmer zwischen 1960 und 1970 von 44,6 auf 41,5 Wochenstunden zurück, während die Jahresarbeitszeit von 2 124 auf 1 898 Stunden schrumpfte. Die damit eingeleitete Verkürzung der jährlichen Arbeitszeit setzte sich noch bis Mitte der 1990er Jahre fort. Maßgebliche Elemente dieser Entwicklung waren der Übergang zum arbeitsfreien Samstag, die Verdoppelung des Jahresurlaubs auf rund 30 Tage und die Verkürzung der Normal-Arbeitswoche auf unter 40 Stunden.
2021 belief sich die tarifliche oder betriebsübliche Wochenarbeitszeit vollbeschäftigter Arbeitnehmer/-innen auf durchschnittlich 38,2 Stunden. Nach Abzug der Urlaubstage und sonstigen Freistellungen (u.a. zur Einhaltung einer Quarantäne) ergab sich daraus eine jährliche Soll-Arbeitszeit von 1 691 Stunden. Davon ist jedoch die tatsächlich geleistete Arbeitszeit zu unterscheiden. So können Arbeitsstunden durch angeordnete Kurzarbeit, Krankheit usw. verloren gehen oder durch Überstunden aufgestockt werden. Werden all diese Komponenten berücksichtigt, leistete eine Vollzeit-Arbeitskraft 2021 im Durchschnitt nur knapp 1 603 Stunden. Darin spiegelt sich der Einfluss der Corona-Pandemie auf das Arbeitsleben. 2020 hatte die durchschnittliche Jahresarbeitszeit mit 1 577 Stunden ihren bisherigen Tiefpunkt erreicht. Viele Unternehmen reagierten auf die pandemiebedingte Produktions- und Absatzkrise mit Kurzarbeit, dem Abbau von Überstunden und Guthaben auf Arbeitszeitkonten oder durch Verkürzung der Arbeitszeit im Rahmen flexibler Tarifvereinbarungen. Auch die leicht erhöhten Ausfallzeiten durch Krankheit machten sich in der Summe der durchschnittlichen Arbeitsstunden bemerkbar.
Ausgabe: | 07/2022 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |