Erwerbstätige in Deutschland 1991-2022
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Infografik Nr. 247127
Seit einem Tief in der Mitte der 1990er Jahre ist die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland tendenziell immer weiter gestiegen. 2022 war sogar ein neuer Rekordstand zu verzeichnen. Die Summe der geleisteten Arbeitsstunden hielt mit dieser Entwicklung aber nicht Schritt. Vergleichen Sie die beiden Zahlenreihen seit 1991!
In den Jahren seit der deutschen Einheit entwickelte sich die Erwerbstätigkeit in zwei langgestreckten Wellen. 1991 gab es in Deutschland noch 38,9 Mio Erwerbstätige. Durch den Umbau der ostdeutschen Wirtschaft, den Konjunktureinbruch von 1993 und die verschärfte Rationalisierung im Westen ging diese Zahl im Lauf der 1990er Jahre auf rund 38,0 Mio zurück. Im anschließenden Aufschwung erreicht die Erwerbstätigkeit im Jahr 2000 mit 40,0 Mio ein neues Hoch, das allerdings nur von kurzer Dauer war. Denn der New-Economy-Boom endete abrupt und es folgten Jahres des Stillstands, aus dem sich die deutsche Wirtschaft erst ab 2006 wieder befreite. Begünstigt durch eine lebhafte Exportkonjunktur nahm die Erwerbstätigkeit dann rasch wieder zu – der Auftakt zur einer 14-jährigen Periode des Beschäftigungsaufbaus.
An dieser Entwicklung hatten die umstrittene Arbeitsmarktreform von 2005 und die jahrelang zurückhaltende Lohnpolitik der Gewerkschaften einen entscheidenden Anteil. Durch die Finanz- und Wirtschaftskrise wurde der Aufwärtstrend der Erwerbstätigenzahlen 2009/10 zwar verlangsamt, aber nicht gebrochen, da es u.a. durch Ausweitung der Kurzarbeit und konjunkturstützende Maßnahmen gelang, Arbeitsplatzverluste größeren Ausmaßes zu vermeiden. 2019 erreichte die Zahl der Erwerbstätigen mit durchschnittlich 45,3 Mio ihren bis dahin höchsten Stand, ehe sie 2020 in der Corona-Pandemie deutlich einbrach. Wieder gelang es, durch Kurzarbeitsregelungen und Hilfsprogramme die Beschäftigung zu stabilisieren, während sich in vielen Berufen bereits ein deutlicher Arbeitskräftemangel abzeichnete. Als sich die Wirtschaft 2022 allmählich erholte, erreichte die Erwerbstätigkeit mit durchschnittlich 45,6 Mio einen neuen Spitzenwert.
Die Definition der Erwerbstätigkeit folgt dem Labour-Force-Konzept der Internationalen Arbeits-Organisation (ILO). Als Erwerbstätige gelten demnach alle Personen, die in einem abhängigen Beschäftigungsverhältnis (als Arbeiter, Angestellte, Beamte) oder als Selbstständige einer Erwerbsarbeit nachgehen. Der zeitliche Umfang ihrer Tätigkeit spielt dabei keine Rolle. Die Zunahme der erwerbstätigen Personen verrät deshalb noch nichts über die „Qualität“ der Beschäftigung. Tatsächlich haben sich Beschäftigungen unterhalb des Normalarbeitsverhältnisses stark ausgebreitet, viele davon mit eingeschränkter Arbeitszeit. Deshalb blieb das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen, die Summe der geleisteten Arbeitsstunden, im hier betrachteten Zeitraum hinter der Entwicklung der Erwerbstätigkeit zurück. In der Corona-Krise fiel die Zahl der Arbeitsstunden 2020 mit 59,2 Milliarden sogar unter den Stand von 1991. 2022 kletterte sie auf 61,1 Mrd Stunden, verfehlte damit aber noch immer den Rekord von 2019 (62,1 Mrd Stunden).
Ausgabe: | 04/2023 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |