Nichtregierungsorganisationen - NGO
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Infografik Nr. 616151
In der Politik spielen Probleme, die globale Lösungen erfordern, eine immer wichtigere Rolle. Parallel dazu haben die sogenannten Nichtregierungsorganisationen an Bedeutung gewonnen. Was kennzeichnet diese Organisationen und wie viele sind auf der Ebene der Vereinten Nationen aktiv?
Im Zuge der Globalisierung wurden Nichtregierungsorganisationen zu wichtigen Akteuren der internationalen Politik. Ihre Anfänge reichen ins 19. Jahrhundert zurück, doch wurde der Begriff „Non-Governmental Organization“ (NGO) erst im 20. Jh. geprägt. Er bezeichnet zivilgesellschaftliche Organisationen, die weder von Regierungen abhängig noch profitorientiert sind, sondern dem „Dritten Sektor“ zwischen Staat und Markt zugehören. Über die genauere Definition des Begriffs gibt es indessen keine Einigkeit. Nach den Kriterien der Union of International Associations (UIA) müssen internationale NGOs u.a. auf private Initiative gegründet worden sein, unabhängig operieren, in mindestens drei Staaten tätig sein und über gewählte Leitungsgremien, einen Hauptsitz sowie einen festen Mitarbeiterstab verfügen. Das UIA-Jahrbuch listet etwa 42 000 aktive internationale Organisationen auf. Es bleibt aber strittig, ob der Begriff NGO nur gemeinwohlorientierte Organisationen oder auch klassische Lobbygruppen wie Wirtschafts- und Berufsverbände umfasst.
Die zunehmende Verbreitung von NGOs liegt in den veränderten weltpolitischen Bedingungen nach 1945 und vor allem seit dem Ende des Ost-West-Konflikts um 1990 begründet. Soziale, ökologische und entwicklungspolitische Fragen wurden zunehmend als globale Probleme begriffen, die sich der nationalstaatlichen Steuerung entziehen und nur durch internationale Kooperation gelöst werden können. Die wachsende Rolle der NGOs spiegelt sich in ihrer massiven Präsenz auf den UN-Weltkonferenzen seit den 1990er Jahren. Über Lobbyarbeit, Teilnahme an Verhandlungen und Bereitstellung von Expertenwissen nehmen NGOs Einfluss auf politische Entscheidungsprozesse. Eine weitere Funktion liegt in der Herstellung von „Weltöffentlichkeit“ durch konzertierte Medienaktionen oder die Organisation von Großdemonstrationen. Die Kehrseite dieser Entwicklung ist der Versuch meist autoritär regierter Staaten, die Aktivitäten internationaler NGOS einzuschränken oder ganz zu verbieten – oft mit der Begründung, es müsse ein ausländischer Einfluss auf die nationale Politik unterbunden werden.
Große NGOs sind mit dem UN-System vernetzt. Artikel 71 der UN-Charta schafft die Grundlage für deren beratende Beteiligung im Rahmen des Wirtschafts- und Sozialrats der Vereinten Nationen (ECOSOC). Die ECOSOC-Resolution 1996/31 regelt die Vergabe abgestufter Teilnahmerechte, je nach Bedeutung der Organisation. Ende 2022 hatte ECOSOC insgesamt 6 343 NGOs einen Beratungsstatus zuerkannt. Davon verfügten 142 über den allgemeinen Status für übergreifende Kompetenz in fast allen Arbeitsfeldern des ECOSOC (z.B. Greenpeace, Caritas, Gewerkschafts-Weltverbände, die Internationale Handelskammer).
Ausgabe: | 06/2023 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |