Die Rolle der Gewerkschaften

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Infografik Nr. 631400

Seit Mitte der 1980er Jahre ist die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder in den Industrieländern stark zurückgegangen. Der Rückgang ist auf Faktoren zurückzuführen, die von Land zu Land unterschiedlich ins Gewicht fallen. Traditionell sind die Gewerkschaften in der (Groß-)Industrie und im öffentlichen Dienst am stärksten verankert, das heißt in Bereichen, deren Anteil an der Gesamtbeschäftigung im Zuge des wirtschaftlichen Strukturwandels allmählich schrumpft.

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Seit Mitte der 1980er Jahre ist die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder in den Industrieländern stark zurückgegangen. Unter den 36 Mitgliedstaaten der OECD sind nur sechs Länder, in denen mehr als 50 % der Arbeitskräfte bei einer Gewerkschaft eingeschrieben sind. Als Hochburgen der Gewerkschaftsbewegung erweisen sich vor allem die nordeuropäischen Staaten mit einem Organisationsgrad von 67 % in Dänemark und Schweden und sogar 86 % in Island (das freilich nur knapp 350 000 Einwohner zählt). Dies liegt auch daran, dass in Island, Dänemark, Schweden und Finnland die Arbeitslosenversicherung von den Gewerkschaften organisiert wird (Genter System). Dagegen sind in den USA lediglich 10 % und in Frankreich nur 8 % aller Beschäftigten Mitglied in einer Gewerkschaft. In Deutschland sind es 17 %.

Der Rückgang der Mitgliederzahlen ist auf Faktoren zurückzuführen, die von Land zu Land unterschiedlich ins Gewicht fallen. Traditionell sind die Gewerkschaften in der (Groß-)Industrie und im öffentlichen Dienst am stärksten verankert, das heißt in Bereichen, deren Anteil an der Gesamtbeschäftigung im Zuge des wirtschaftlichen Strukturwandels allmählich schrumpft. Dafür gibt es immer mehr Beschäftigte im privaten Dienstleistungssektor, in kleinen Unternehmen, in Teilzeitarbeit usw., die nicht so leicht als Gewerkschaftsmitglieder zu gewinnen sind. Stark beeinflusst wird die Entwicklung der Gewerkschaften darüber hinaus durch veränderte politische und rechtliche Rahmenbedingungen. So wurde der stärker sozialstaatlich orientierte Keynesianismus seit den 1980er Jahren vom eher gewerkschaftsfeindlichen Neoliberalismus als vorherrschende wirtschaftspolitische Strömung verdrängt. Der Umbruch in Osteuropa 1989/90 wiederum bedeutete auch das Ende der Staatsgewerkschaften mit Quasi-Pflichtmitgliedschaft, so dass der gewerkschaftliche Organisationsgrad dort drastisch abfiel.

In einem umfassenderen Sinn hat sich durch die Öffnung und Vernetzung der Weltwirtschaft im Zuge der Globalisierung das Koordinatensystem verschoben, in dem die Gewerkschaften tätig sind: Große Unternehmen lassen sich auf der Suche nach den günstigsten Standortbedingungen kaum noch durch nationale Arbeitsgesetze und Tarifverträge fesseln. Es sind also auch andere Formen gewerkschaftlicher Mitwirkung zu entwickeln, wenn die Arbeitnehmerorganisationen ihren regulierenden Einfluss auf die Arbeitsbeziehungen behalten wollen. Nicht zuletzt deshalb haben die Gewerkschaften ihre internationale Zusammenarbeit verstärkt. Auf nationaler Ebene versuchen sie vielfach, durch Zusammenschlüsse und straffere Organisation ihre Schlagkraft zu wahren und über öffentlichkeitswirksame Kampagnen neue Mitglieder zu werben.

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