Sepkulationen gegen Staaten
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Infografik Nr. 632485
Spekulation gegen Staaten
In der Folge der Finanzkrise von 2007/08 verschärfte sich die Lage hoch verschuldeter europäischer Staaten. Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spani ...
Spekulation gegen Staaten
In der Folge der Finanzkrise von 2007/08 verschärfte sich die Lage hoch verschuldeter europäischer Staaten. Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien gerieten ins Visier von Spekulanten, die in Wetten auf die sinkende Zahlungsfähigkeit von Staaten ein Geschäft wittern. Ihre spekulativen Angriffe haben die Finanzlage der klammen Euro-Staaten weiter verschlechtert und zur Ausweitung der Schuldenkrise in der Euro-Zone beigetragen. Bei ihrem Vorgehen bedienen sich die Spekulanten hauptsächlich zweier Finanzinstrumente: Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps = CDS) und Leerverkäufe.
Kreditausfallversicherungen sollen eigentlich Kreditgeber gegen den Zahlungsausfall ihres Schuldners absichern. Gegen Gebühr garantiert der Versicherungsgeber dem Gläubiger eine Ausgleichszahlung, sollte der Schuldner ausfallen. CDS-Papiere können aber auch erworben werden, ohne dass ihr Käufer einem Schuldner Geld geliehen hat. Hier setzt die Spekulation gegen Staaten an: Der Spekulant kauft CDS, mit denen eine Staatsanleihe abgesichert werden soll; die Staatsanleihe selbst erwirbt er nicht. Er erwartet, dass sich die Kreditwürdigkeit des Schuldnerstaates verschlechtert. Dann steigt der Kurs der CDS und er kann sie teurer wieder verkaufen als er sie eingekauft hat. Kommt es zum Staatsbankrott, kassiert er die Versicherungssumme. Wenn nun viele Anleger CDS kaufen, steigt deren Kurs auf Grund der erhöhten Nachfrage. Weil der Preis eines CDS normalerweise aber mit der Kreditwürdigkeit des Schuldners zusammenhängt, entsteht am Kapitalmarkt nun umgekehrt der Eindruck einer drohenden Zahlungsunfähigkeit des Schuldnerstaates, so dass ihm die Aufnahme neuer Kredite erschwert wird.
Bei Leerverkäufen verkauft der Anleger Aktien, Währungen oder auch Staatsanleihen, die ihm gar nicht gehören, um sie zu einem späteren Zeitpunkt günstiger wieder zurückzukaufen. Dazu leiht er z.B. Staatspapiere bei einer Bank und verkauft sie zum aktuellen Kurs. Fällt der Kurs, kauft er sie wieder und gibt sie an den Verleiher zurück. Die Differenz zwischen Verkaufs- und Rückkaufpreis ist sein Gewinn. Bei „ungedeckten“ Leerverkäufen entfällt der Zwischenschritt des Ausleihens. Wie bei der Spekulation mit CDS kommt es zu einem Masseneffekt: Tätigen viele Anleger Leerverkäufe von Staatsanleihen, sinkt deren Wert, und auch dies beeinträchtigt die Finanzierungsmöglichkeiten des Schuldnerstaats.
Eine Rahmenverordnung der EU soll ab 2012 die Spekulation auf eine Staatspleite erschweren, indem sie ungedeckte Leerverkäufe und CDS untersagt und weitgehende Transparenzpflichten einführt. Zuvor hatten einzelne EU-Länder, darunter Deutschland, bereits Einschränkungen für Leerverkäufe verhängt.
Ausgabe: | 11/2011 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |