Bestand an Wohnungen
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Infografik Nr. 378512
Die Kosten des Wohnens und der Mangel an bezahlbaren Wohnungen haben sich in den letzten Jahren zu einem der drängendsten sozialen Probleme in Deutschland entwickelt. Entgegen früheren Prognosen, die einen allenfalls schwachen und vorübergehenden Bevölkerungszuwachs annahmen, verzeichnete die Bundesrepublik seit der Volkszählung 2011 kräftig steigende Einwohnerzahlen. Von Ende 2010 bis Ende 2020 kletterte der Bevölkerungsstand nach jahrelang starker Zuwanderung um 3,0 Mio auf 83,2 Mio. Im gleichen Zeitraum nahm auch der Wohnungsbau wieder Tempo auf. Er war 2009 mit knapp 159 000 fertiggestellten Wohnungen auf den tiefsten Stand seit den ersten Nachkriegsjahren gesunken, belebte sich danach aber von Jahr zu Jahr. Durch Neubau und Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden entstanden 2011 bis 2020 rund 2,5 Mio Wohnungen. Da gleichzeitig auch Wohnungen abgerissen wurden, erhöhte sich der Wohnungsbestand in etwas geringerem Umfang, nämlich um 2,3 Mio auf 42,8 Mio Ende 2020.
Das gesamthafte Wohnungsangebot wuchs damit etwas stärker als der Wohnungsbedarf: Der Wohnungsbestand je 1000 Einwohner vergrößerte sich im Bundesdurchschnitt von 505 auf 515 Wohnungen und auch die durchschnittliche Wohnfläche nahm zu: von 45,9 qm auf 47,4 qm je Person. Diese günstigen Gesamtzahlen sind aber nur die halbe Wahrheit. Denn Wohnraumangebot und -nachfrage verteilen sich ungleichmäßig auf das Bundesgebiet. In ländlichen Regionen tritt kaum Wohnungsmangel auf und manche Gebiete, vor allem in Ostdeutschland, beklagen sogar einen beträchtlichen Wohnungsleerstand. Nach Schätzungen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) standen 2018 deutschlandweit mehr als 1,7 Mio Wohnungen (4 %) leer. In strukturschwachen, von Abwanderung betroffenen Landkreisen Ostdeutschlands, aber auch in einigen westdeutschen Regionen, lag die Leerstandsquote zum Teil doppelt so hoch. Andererseits waren in den großstädtischen Metropolen und in den meisten Universitätsstädten kaum noch freie Wohnungen zu finden, so dass der Wohnungsmarkt dort unter starker Anspannung stand. Belege dafür: die kräftig steigenden Mieten und die abnehmende Umzugshäufigkeit.
Zur Deckung der Nachfrage genügt es nicht, wenn Wohnungs- und Einwohnerzahl rechnerisch im Gleichgewicht sind. Notwendig ist auch ein bedarfsgerechtes Wohnraumangebot. So fehlt es in Großstädten häufig an kleinen Wohnungen für jüngere Singles und ältere Alleinstehende. Demgegenüber könnte die Abwanderung aus Regionen mit hohem Leerstand verlangsamt und das vorhandene Wohnungsangebot besser genutzt werden, wenn es gelänge die Attraktivität dieser Regionen bzw. ihrer zentralen Orte zu steigern.
Ausgabe: | 08/2021 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |