Die deutsche Mittelschicht
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Infografik Nr. 286270
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Die Mittelschichten sind weltweit unter Druck (siehe ZB 632 285). Während sich ihre Einkommenssituation seit den 1980er Jahren nur mäßig verbesserte – vor allem im Vergleich zu den Spitzeneinkommen der Oberschichten –, stiegen ihre Lebenshaltungskosten, insbesondere für die Unterkunft. Hinzu kam die Gefährdung von Arbeitsplätzen durch Rationalisierung und Automatisierung, was Abstiegsängste in der Mittelschicht noch vergrößerte. Auch in Deutschland ist dieser Trend zu erkennen, allerdings nicht ganz so scharf wie in anderen Ländern, etwa den USA.
Daten dazu liefert das Sozio-oekonomische Panel (SOEP), eine repräsentative Befragung privater Haushalte in Deutschland, die seit 1984 jährlich wiederholt wird. „Mittelschicht“ wird dabei auf der Basis des Einkommens definiert. Als Orientierungsgröße dient das Median-Einkommen des jeweiligen Jahres. Es trennt die Einkommensschichten genau in der Mitte: Die eine Hälfte der Bevölkerung liegt mit ihrem Einkommen darüber, die andere darunter. Nach Definition des SOEP gehört zur Mittelschicht, wer zwischen 80 % und 150 % des Median-Einkommens verdient. (Das ist eine etwas engere Definition als bei der OECD, die für die „Mittelschicht“ ein Einkommen von 75 % bis 200 % des Medians ansetzt.) Betrachtet wird nicht das Brutto-, sondern das Nettoeinkommen – dies bildet das tatsächlich verfügbare Einkommen und damit die Lebenslage besser ab, beinhaltet allerdings auch schon die Umverteilung durch den Staat in Form von Steuern und Sozialabgaben bzw. Sozialleistungen. Weil das verfügbare Einkommen auch von der Haushaltsgröße abhängt, wird es bedarfsgewichtet: Dabei berücksichtigen die Statistiker, dass sich Ausgaben bei einem Mehr-Personen-Haushalt – etwa die Anschaffung einer Waschmaschine oder laufende Stromkosten – auf mehr Schultern verteilen als bei einem Single-Haushalt.
Zur Mittelschicht gehört demnach etwa die Hälfte der deutschen Bevölkerung. Die Entwicklung der Mittelschicht verlief seit der deutschen Einigung in drei Phasen: In den 1990er Jahre wuchs sie zunächst an (von rund 50 % auf 55 %), weil die ostdeutschen Haushalte aufholten. Ab der Jahrtausendwende sank der Anteil der Mittelschicht jedoch wieder auf 50 % ab, und um dieses Niveau schwankt er seit 2005. Insofern scheint die Mittelschicht in Deutschland relativ stabil zu sein. Allerdings hat der Anteil der untersten Einkommensschichten deutlich zugenommen: Diese armutsgefährdeten Haushalte stellten 1991 noch etwas mehr als 13 % der Bevölkerung, bis Mitte der 1990er hatte sich ihre Quote sogar auf 11 % verringert. Doch dann nahm der Anteil der Einkommensarmen wieder zu, 2017 lag er bei mehr als 16 %.
Ausgabe: | 09/2020 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |
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