Abtreibungen

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Infografik Nr. 603151

Ungewollte Schwangerschaften treten am häufigsten ausgerechnet in Ländern auf, die Abtreibungen verbieten oder stark einschränken.
Gesetzliche Verbote machen Abtreibungen nicht ungeschehen, sondern führen dazu, dass sie häufig unter Bedingungen vorgenommen werden, die Gesundheit und Leben der betroffenen Frauen gefährden. Das ist vor allem in ärmeren Ländern der Fall – in Afrika, Lateinamerika, in Süd- und Zentralasien. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) führt zwischen 5 und 13 % der Müttersterblichkeit auf solche unsicheren Abtreibungen zurück.

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In Polen demonstrieren Frauen im Herbst 2020 in großer Zahl gegen ein Urteil des Verfassungsgerichts, das Abtreibungen selbst im Fall einer schweren, unumkehrbaren Schädigung des Fötus verbietet und damit nur noch ganz wenige Gründe für eine legale Schwangerschaftsunterbrechung zulässt. Polen verfügt über eine der rigidesten Abtreibungsregelungen überhaupt. Die rechtliche Regelung berührt aber nur eine Seite des Problems. Es geht immer auch um ethische Bewertungen, religiöse Standpunkte, gesellschafts- und frauenpolitische Einstellungen und um Fragen der Gesundheits- und der Sozialpolitik.

Das amerikanische Guttmacher-Institut stellt Abtreibungen in einen größeren Zusammenhang, es sieht sie nämlich als häufige Folge ungewollter Schwangerschaften– zu beobachten in armen wie in reichen Weltregionen, in Ländern mit restriktivem wie mit freizügigem Abtreibungsrecht. Nach seinen Schätzungen wurden 2015-2019 weltweit im Durchschnitt 121 Millionen Frauen schwanger, ohne es geplant zu haben. Von diesen ungewollten Schwangerschaften endeten jährlich 73 Millionen (61%) durch Abtreibung.

Ungewollte Schwangerschaften treten am häufigsten ausgerechnet in Ländern auf, die Abtreibungen verbieten oder stark einschränken. Im genannten Zeitraum wurden in diesen Ländern von jeweils 1000 Frauen zwischen 15 und 49 Jahren im Durchschnitt 80 pro Jahr ungeplant schwanger. Und ungeachtet der gesetzlichen Verbote wurde jede zweite dieser Schwangerschaften (d.h. 40 je 1000 Frauen) durch Abtreibung beendet. Wo Abtreibungen dagegen weitgehend freigegeben sind (Abtreibung auf Verlangen, aus sozioökonomischen oder psychologischen Gründen), kam es pro Jahr zu 58 ungewollten Schwangerschaften je 1000 Frauen, von denen ebenfalls 40 vorzeitig abgebrochen wurden.

Gesetzliche Verbote machen Abtreibungen nicht ungeschehen, sondern führen dazu, dass sie häufig unter Bedingungen vorgenommen werden, die Gesundheit und Leben der betroffenen Frauen gefährden. Das ist vor allem in ärmeren Ländern der Fall – in Afrika, Lateinamerika, in Süd- und Zentralasien. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) führt zwischen 5 und 13 % der Müttersterblichkeit auf solche unsicheren Abtreibungen zurück. Sie plädiert deshalb dafür, durch Sexualerziehung und wirksame Empfängnisverhütung die Zahl ungewollter Schwangerschaften zu reduzieren und sichere, gesetzlich zugelassene Abtreibungen zu ermöglichen. Eine besondere Problematik besteht allerdings dort, wo Schwangerschaftsunterbrechungen dazu dienen, die Geburt von Kindern mit unerwünschtem Geschlecht zu verhindern. In China und Indien ist es z.B. verbreitet der Fall, dass Jungen mehr zählen als Mädchen.

Ausgabe: 11/2020
Produktformat: Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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