Wirtschaft ohne Wachstum?
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Infografik Nr. 200340
Dieses ZAHLENBILD beschäftigt sich mit modernen Theorien zum Wirtschaftswachstum, wie die der Degrowth-Bewegung. Jetzt herunterladen!
Die Rate des Wirtschaftswachstums gilt nach wie vor als einer der wichtigsten Indikatoren dafür, wie es um eine Volkswirtschaft bestellt ist. Karl Marx sah im unbegrenzten Wachstum gar ein Grundgesetz des Kapitalismus, eine systembedingte Notwendigkeit: Denn der kapitalistische Unternehmer sei dazu gezwungen, beständig Gewinne zu erzielen und diese in weiteres Wachstum zu investieren, wenn er nicht im Konkurrenzkampf untergehen will. Ein solcher Systemzwang zu permanentem Wachstum wird in den modernen Wirtschaftswissenschaften nicht unterstellt. Dennoch halten auch heutige Theorien ein stetiges Wirtschaftswachstum für notwendig, um wachsende Bevölkerungen mit Waren und Dienstleistungen zu versorgen, Entwicklungsländern aus der Armut zu helfen und den Sozialstaat zu finanzieren. In Deutschland formuliert das Stabilitäts- und Wachstumsgesetz von 1967 „stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum“ als eines der Kernziele der Wirtschaftspolitik.
Kritik am Wachstumsmodell wurde erstmals in den 1970er Jahren laut, als die Ölkrisen zeigten, wie stark die Industriestaaten auf knapper werdende Rohstoffe angewiesen sind. Eine bis heute vielzitierte Studie des Club of Rome aus dem Jahr 1972 brachte eindrücklich die „Grenzen des Wachstums“ ins Weltbewusstsein. Sie zeigte auf, dass endloses Wirtschaftswachstum unvereinbar ist mit der Endlichkeit der Ressourcen des Planeten. Um diesem Problem zu begegnen, riefen die Vereinten Nationen 1992 auf ihrem „Erdgipfel“ in Rio de Janeiro das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung aus – ein Wachstum, das auf regenerativen Rohstoffen und erneuerbaren Energien basiert und durch technischen Fortschritt eine ökologische Kreislaufwirtschaft herstellt, in der keine Ressourcen mehr verloren gehen.
Auch dieses Modell hat aber Kritiker. Sie wenden ein, dass eine hundertprozentige Kreislaufwirtschaft selbst mit bester Technologie unmöglich sei, weil Wachstum am Ende immer Ressourcen verbrauche. Die Lösung könne nur in einem Modell ganz ohne Wachstum bestehen. Einen radikalen Ansatz verfolgt die Degrowth-Bewegung: Weil die Menschheit derzeit über ihre materiellen Verhältnisse lebe, müsse die industrielle Wirtschaft schrumpfen. Übrig bliebe eine verkleinerte Postwachstumsökonomie mit Subsistenz- und Tauschwirtschaft, regional begrenzten Märkten und nur einem absolut notwendigen Rest an industriell produzierten Waren. Allerdings haben die Vertreter dieses Modells keine Lösung, wie der Übergang dorthin ohne übergroße Härten zu gestalten ist oder wie überhaupt breite Akzeptanz für einen derart radikalen Konsumverzicht gewonnen werden soll.
Ausgabe: | 03/2021 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |