Tempolimits in Europa
Für Sie als Mitglied entspricht dies 4,20 Euro.
Infografik Nr. 400572
In Europa ist Deutschland das einzige Land, das auf seinen Autobahnen keine absolute Höchstgrenze für die Fahrgeschwindigkeit von Pkw festgelegt hat. Sofern nicht anders ausgeschildert, gilt für Pkw lediglich eine „Richtgeschwindigkeit“ von 130 km/h, die keine verbindliche Vorschrift, sondern nur eine Empfehlung an die Autofahrer darstellt. Dagegen haben alle anderen Länder in Europa Höchstlimits festgelegt, die meist bei 120 oder 130 km/h liegen. Manche Länder treffen zusätzliche Sonderregelungen für Fahranfänger. In Frankreich zum Beispiel dürfen Fahranfänger auf Autobahnen nur 110 statt 130 km/h fahren, in Italien nur 100 statt 130 km/h. Andere Länder unterscheiden zulässige Höchstgeschwindigkeiten nach Tag und Nacht (z.B. die Niederlande) oder nach Sommer und Winter (z.B. Lettland und Litauen).
Dabei sprechen gleich mehrere Gründe für ein Tempolimit. So führen Tempolimits auf Autobahnen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu weniger Unfällen mit weniger Toten und Verletzten. Diesen Zusammenhang belegte beispielsweise eine Studie zur Einführung einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf der A24 in Brandenburg. Bis Ende 2002 galt dort kein Tempolimit, dann wurde eine Begrenzung auf 130 km/h eingeführt – und die Unfallzahlen sanken deutlich: von 654 Unfällen binnen drei Jahren auf 337 Unfälle im gleichen Zeitraum. Auch die Verletztenzahlen gingen auf weniger als die Hälfte zurück.
Hinzu kommen Umweltaspekte wie der Klimaschutz. Denn je schneller gefahren wird, desto mehr Sprit wird verbraucht und desto mehr CO2 ausgestoßen. Nach Berechnungen des Umweltbundesamts würde ein allgemeines Tempolimit von 130 km/h auf Autobahnen jährlich 1,9 Millionen Tonnen CO2 einsparen, ein Limit von 100 km/h sogar 5,4 Millionen Tonnen. Gemessen am gesamten CO2-Aufkommen im Verkehr wäre das allerdings ein relativ geringer Wert: 2019, im Jahr vor der Corona-Pandemie, emittierte der Verkehrssektor in Deutschland rund 164 Millionen Tonnen CO2. Eine weiterer Umweltschutzeffekt von Tempolimits wäre die Auswirkung auf die Luftreinheit: Es gibt Hinweise, dass sie die Konzentration des Stickstoffdioxids NO2 in der Luft verringern würden. Beim Feinstaubausstoß kommt es allerdings weniger auf die Geschwindigkeit an als auf die Beschleunigung, bei der am meisten NO2 ausgestoßen wird. Entscheidender als Geschwindigkeitsgrenzen wäre hier also ein konstanter Verkehrsfluss ohne ständiges Bremsen und Beschleunigen. Befürworter von Tempolimits argumentieren aber damit, dass diese auch zu gleichmäßigeren Verkehrsflüssen führen würden. Das reduziere neben der Feinstaubbelastung auch die Wahrscheinlichkeit von Staus. Und nicht zuletzt trügen Tempolimits zum Lärmschutz bei.
Ausgabe: | 10/2021 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |