Kondratieff-Zyklen – Lange Wellen des Wachstums

Kondratieff-Zyklen – Lange Wellen des Wachstums
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Infografik Nr. 200256

Der russische Wirtschaftswissenschaftler Nikolai Kondratieff erkannte bereits 1926, dass die kapitalistische Weltwirtschaft in langfristigen Wellenbewegungen verläuft, angestoßen von immer neuen Innovationen. Und tatsächlich bestätigten sich seine Beobachtungen bis heute.

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Die wirtschaftliche Entwicklung verläuft nie gleichförmig, immer wieder kommt es zu Schwankungen der Konjunktur, die jedoch eher kurzfristiger und zufälliger Natur sind. In der langfristigen Perspektive aber lassen sich, jedenfalls in den letzten 250 Jahren, regelmäßige Auf- und Abwärtsbewegungen beobachten. Erstmals beschrieben hat sie der russische Ökonom Nikolai Kondratieff (1892-1938). In einem Aufsatz aus dem Jahr 1926 mit dem Titel „Die langen Wellen der Konjunktur“ glaubte er, in der Weltwirtschaft ein zyklisches Muster zu erkennen, das sich alle 40 bis 60 Jahre wiederhole. Kondratieff sah darin keine zufällige Entwicklung, sondern ein Strukturmerkmal des Kapitalismus. Diese Idee entwickelte der österreichische Ökonom Josef Schumpeter (1883-1950) weiter. In Anlehnung an den Entdecker der langen Wellen prägte Schumpeter den Begriff der Kondratieff-Zyklen. An deren Anfang stehe immer eine technologische Neuerung, die „Basisinnovation“. Sie löse einen Produktivitätsschub aus, schaffe neue Märkte und führe zu einem langanhaltenden Aufschwung. Wenn sich die Innovationskraft erschöpft habe, komme es zu einem Abschwung, in dessen Verlauf aber schon die nächste Innovation vorbereitet werde.

Die Beobachtungen von Kondratieff und Schumpeter bestätigten sich bis heute. Rückblickend lassen sich fünf Kondratieff-Zyklen ausmachen. Der erste begann Ende des 18. Jahrhunderts mit der Erfindung der Dampfmaschine und dem mechanischen Webstuhl. Diese Basisinnovationen standen am Anfang der kapitalistischen Weltwirtschaft und leiteten ihren ersten Aufschwung ein, getragen vor allem von der Textilindustrie. Etwa ab 1830 stießen Neuerungen in der Stahlproduktion sowie die Erfindung der Eisenbahn einen zweiten Zyklus an, der das Transportwesen revolutionierte. Die dritte Welle folgte auf die Entdeckung des dynamoelektrischen Prinzips (1867), was die Erzeugung von elektrischem Strom ermöglichte, sowie auf grundlegende Erkenntnisse in der Chemie, mit der die Herstellung von Kunststoffen Fahrt aufnahm. Diese dritte Phase endete mit der Weltwirtschaftskrise ab 1929. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der vierte Kondratieff mit der Verbreitung des Automobils und Innovationen in der Petrochemie. Derzeit beobachten wir noch immer die Umwälzungen infolge des fünften Kondratieff, der mit Neuerungen in der computerbasierten Informationstechnik einsetzte – vom PC über das Internet bis zum Smartphone.

Inzwischen wird über einen sechsten Kondratieff-Zyklus spekuliert. Dessen Auslöser könnten Innovationen in der Bio- und Nanotechnologie sein. Einsatzbereiche wären die Energiewende oder der Gesundheitssektor. Doch welchen Verlauf die Entwicklung nimmt, wird sich erst im Rückblick zeigen.

Ausgabe: 04/2022
Produktformat: eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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