Wirtschaftliche Entwicklung im Osten Europas
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Infografik Nr. 840150
Nach der Abkehr vom System der zentral geleiteten Planwirtschaft durchliefen die Staaten Mittel- und Osteuropas Anfang der 1990er Jahre eine schwere Umstellungskrise. Vordergründige Ursache für den wirtschaftlichen Kollaps war der Zusammenbruch der wechselseitigen Produktions- und Handelsbeziehungen im ehemaligen Ostblock. Dahinter standen aber grundlegende Schwächen des überwundenen Wirtschaftssystems: ein überalterter Kapitalstock, die oft einseitig ausgerichtete, in riesigen Staatsbetrieben konzentrierte Industrieproduktion, die unterentwickelte Infrastruktur, ein verzerrtes Preissystem, hohe Staatsschulden usw. Die Überwindung dieser Defizite und die Anpassung an marktwirtschaftliche Verhältnisse wurde von Land zu Land mit unterschiedlichen Strategien und in unterschiedlichem Tempo angegangen. Wichtige Bausteine der wirtschaftlichen Transformation waren u.a. die Privatisierung der Staatsunternehmen, der Übergang zur marktwirtschaftlichen Preisbildung, die außenwirtschaftliche Öffnung und der Aufbau eines verlässlichen institutionellen Rahmens für die Wirtschaft (Geldpolitik, Steuersystem, Bankwesen, Rechtsprechung usw.). Im Großen und Ganzen wurden die Übergangsprobleme in den Staaten, die sich zu beherzten Reformen durchrangen, noch am schnellsten gemeistert.
Der Zusammenbruch der alten Ordnung hatte zunächst überall einen massiven Rückgang der Wirtschaftstätigkeit zur Folge. Arbeitslosenzahlen und Inflationsraten schnellten in die Höhe. Gemessen an der realen Wirtschaftsleistung pro Kopf wurde die Übergangskrise in Polen am schnellsten überwunden, während sich Tschechien als produktivstes Land im Osten nach anfänglichen Erfolgen nur zögerlich erholte. Auch die späteren Krisen (Finanz-, Euro-, Coronakrise) machten Tschechien zu schaffen. Rumänien wurde in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre und später durch die Finanzkrise noch einmal zurückgeworfen. Die zunächst abgeschlagenen baltischen Staaten holten nach der Jahrtausendwende mit Riesenschritten auf. Entscheidende Impulse kamen von der EU, die den mittel- und osteuropäischen Ländern schon früh die Perspektive eines Beitritts eröffnet hatte und sie 2004/2007 als Mitglieder aufnahm.
Am tiefsten führte die anfängliche Abwärtsentwicklung in den Staaten der früheren Sowjetunion. Die Ukraine hatte auch 2021 das wirtschaftliche Leistungsniveau von 1990 noch nicht wieder erreicht. Für Russland markierte die Finanzkrise von 1998 den Wendepunkt, den es im folgenden Jahrzehnt – durch die steigenden Energie- und Rohstoffpreise begünstigt – weit hinter sich ließ. Seit der globalen Krise von 2008 verläuft die wirtschaftliche Entwicklung Russlands aber in deutlich gebremstem Tempo.
Ausgabe: | 11/2022 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |