Krisenjahr 1923

Krisenjahr 1923
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Infografik Nr. 051945

Vor 100 Jahren, 1923, durchlief die noch junge Weimarer Republik eine schwere Krise. Die Besetzung des Ruhrgebiets, eine Inflation, die breite Schichten verarmen ließ, und die Umtriebe republikfeindlicher Kräfte von links und rechts bedrohten ihre Existenz. Die wichtigsten Geschehnisse im Überblick!

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Die Herausforderungen, denen die junge Weimarer Republik ausgesetzt war, spitzten sich 1923 dramatisch zu – außen- wie innenpolitisch, in wirtschaftlicher wie in sozialer Hinsicht. Wegen nicht vollständig erbrachter Reparationsleistungen rückten ab 11.1.1923 französische und belgische Truppen ins Ruhrgebiet ein, um die Erfüllung der Reparationsverpflichtungen zu erzwingen. Die Reichsregierung rief zum passiven Widerstand auf, der durch eine breite Front von Gewerkschaften, Verbänden und Parteien unterstützt wurde. Aber diese Haltung war mit hohen Kosten verbunden: Unter der Besatzung kam es zu Sabotageund Vergeltungsaktionen, 150 000 Menschen wurden aus dem Revier ausgewiesen, Produktion und Steuereinnahmen für das Reich fielen aus und der Staat musste sich für Stützungszahlungen und Importkohlesubventionen hoch verschulden. Nach dem Rücktritt der Regierung Cuno fiel Gustav Stresemann als dem Reichskanzler einer großen Koalition (aus SPD, Zentrum, DDP und DVP), die Aufgabe zu, einen Ausweg aus der unhaltbar gewordenen Lage zu finden und möglichst eine Neuregelung der Reparationsfrage zu erreichen. Am 26.9. musste der passive Widerstand gegen die Ruhrbesetzung wegen der völligen Zerrüttung der Wirtschaft aufgegeben werden.

Die wirtschaftliche Situation war mehr als desolat. Bis zum Jahresende stieg die Arbeitslosenquote unter den Gewerkschaftsmitgliedern auf 28 %; die Inflation erreichte am 15.11. mit einem Tauschwert von 4,2 Billionen Mark für einen US-Dollar ihren Höhepunkt. Reallöhne und Renten schrumpften und breite Schichten verloren ihre Ersparnisse, während die großen Unternehmen ihre Schulden abbauen konnten. Eine Stabilisierung zeichnete sich erst ab, nachdem die Mark durch die Übergangswährung der Rentenmark abgelöst worden war und der Staat seine Ausgaben einschränkte. Die Reparationsfrage entspannte sich, als die Zahlungsverpflichtungen Deutschlands mit dem Dawes-Plan 1924 neu geregelt wurden.

Innenpolitisch geriet die Republik 1923 an den Rand des Zusammenbruchs, weil die republikfeindlichen Kräfte von links und rechts erstarkten. Das Rheinland wurde durch separatistische Umtriebe erschüttert. In Sachsen und Thüringen erzwang Berlin durch Einsatz der Reichswehr das Ende der kommunistischen Regierungsbeteiligung (5.11.). In Bayern scheiterte ein ähnlich entschiedenes Vorgehen zur Wahrung der Reichseinheit, das sich dort gegen eine konservative Regierung gerichtet hätte, an der Weigerung des Reichswehr-Chefs, General von Seeckt. Am 9.11. stoppte die Polizei in München mit Waffengewalt einen Putschversuch der Nationalsozialisten unter Hitler und Ludendorff; die NSDAP wurde verboten.

Ausgabe: 04/2023
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Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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