EU-Beitrittskandidaten: Albanien

EU-Beitrittskandidaten: Albanien
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Infografik Nr. 832560

Unter den Ländern des Balkans war Albanien nach dem Ende der kommunistischen Herrschaft das rückständigste und ärmste. Die EU bietet aber auch ihm die Perspektive eines späteren Beitritts. Auf welchem Stand sind die Beziehungen zwischen EU und Albanien heute? Welche Defizite müssen noch überwunden werden? Wirtschaftsdaten und eine Karte ergänzen das ZAHLENBILD.

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Albanien nahm nach 45 Jahren kommunistischer Herrschaft eine Sonderstellung in Europa ein. Es... mehr
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Albanien nahm nach 45 Jahren kommunistischer Herrschaft eine Sonderstellung in Europa ein. Es war politisch weitgehend isoliert, wirtschaftlich rückständig und verarmt. Entsprechend schmerzhaft verlief der Transformationsprozess nach dem Übergang zu einem parlamentarischen System (1990). Massenarbeitslosigkeit und Verelendung lösten in den frühen 1990er Jahren eine massive Abwanderung aus. Politische und wirtschaftliche Gegensätze entluden sich 1997 in einem Bürgerkrieg. Der Versuch der EU, die angespannte Lage auf dem Westbalkan zu entschärfen, indem sie der Region 2003 auf dem Gipfel in Thessaloniki eine europäische Zukunftsperspektive eröffnete, bot aber auch Albanien die Chance, auf einen friedlichen und geordneten Entwicklungspfad einzuschwenken. 2009 trat ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen in Kraft, das die politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit der EU regelt und der Vorbereitung auf einen späteren EU-Beitritt dient. Im gleichen Jahr stellte Albanien den Antrag auf Beitritt zur EU. Die Anerkennung als EU-Beitrittskandidat erfolgte 2014.
Beitrittsverhandlungen zwischen Albanien und der EU wurden erst 2022 aufgenommen, nachdem die Niederlande und Bulgarien ihr Veto dagegen aufgegeben hatten. Die Verzögerung lässt aber auch erahnen, wie groß die Hindernisse sind, die der Erfüllung der EU-Aufnahmekriterien durch Albanien im Wege stehen. Die Kriterien von Kopenhagen (1993) verlangen von einem künftigen Mitglied nämlich institutionelle Stabilität und eine gefestigte demokratische und rechtsstaatliche Ordnung, eine funktionierende Marktwirtschaft und die Fähigkeit, das gesamte bestehende Recht der EU (den acquis communautaire) zu übernehmen. Daran gemessen, hat Albanien noch große Reformaufgaben vor sich, u.a. im Bereich der Rechtsstaatlichkeit sowie des Kampfes gegen Korruption und organisierte Kriminalität, bei der Klärung der Eigentumsrechte oder der Sicherung von Meinungsfreiheit.
Albanien hat eine Bevölkerung von rund 2,76 Mio (Anfang 2023), die auf einer Fläche von 28 106 km² leben. Abwanderung und sinkende Geburtenrate haben einen ständigen leichten Bevölkerungsrückgang zur Folge (2011-2022 um rund 4 %). Zu den wirtschaftsstrukturellen Besonderheiten Albaniens gehört der hohe Anteil der Landwirtschaft, die gut ein Fünftel der Wirtschaftleistung erbringt und ein Drittel der Arbeitskräfte beschäftigt. Auf den Dienstleistungssektor entfallen insgesamt nur 55 % der Bruttowertschöpfung, auf die Industrie 13 %. Der Individualkonsum als Maßstab des Wohlstands erreicht lediglichr 40 % des EU-Durchschnitts und liegt damit auf dem niedrigsten Niveau aller Beitrittskandidaten.

Ausgabe: 10/2023
Produktformat: eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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