Drohnen - die Zukunft des Krieges?

Für Sie als Mitglied entspricht dies 4,20 Euro.
Infografik Nr. 621187
Im Krieg zwischen Russland und der Ukraine setzen beide Seiten immer stärker auf den Einsatz von Drohnen - unbemannten, ferngesteuerten Flugkörpern. Unter den Augen der Weltöffentlichkeit verändert sich der Charakter des Krieges. Was bedeutet das in strategischer und völkerrechtlicher Hinsicht? Und welche ethischen Fragen werden dadurch aufgeworfen?
Drohnen – die Zukunft des Krieges
Im Verlauf des russisch-ukrainischen Kriegs ab 2022 setzten beide Seiten immer stärker auf den Einsatz von Drohnen. Drohnen sind unbemannte, flugfähige Waffensysteme, die für vielfältige militärische Aufgaben genutzt werden können, sei es zur Aufklärung und Überwachung, für Transport- und Versorgungszwecke, für den Angriff auf feindliche Stellungen, zunehmend aber auch für die Abwehr gegnerischer Vorstöße. Der Einsatz von Drohnen in Kriegen ist nicht neu. Die USA verwendeten schon im Vietnamkrieg Drohnen zur Aufklärung. Der „Kampf gegen den Terror“ nach den Anschlägen vom 11. September 2001 setzte eine Zäsur beim Einsatz von Kampfdrohnen, die nicht nur für die Ausschaltung einzelner Terroristen genutzt wurden, sondern auch für Angriffe auf Personengruppen, die als bedrohlich eingestuft wurden. Technische Fortschritte wie die Entwicklung satellitengestützter Orientierungssysteme (GPS), hochempfindlicher Sensoren und leistungsfähiger Antriebe bildeten die Voraussetzung für die Bewaffnung von Drohnen. Die Zeit zwischen Erfassung und Bekämpfung eines Ziels verkürzte sich dadurch entscheidend.
Die meisten Drohnen werden von Piloten oder Operatoren durch Fernsteuerung über Funk, Satellit oder Kabel aus der Ich-Perspektive (FPV, first person view) ohne eigenes physisches Risiko zu ihrem Ziel gelenkt. Andere folgen programmierten Flugrouten oder suchen sich mit künstlicher Intelligenz selbst ihren Weg. Relativ neu ist der Einsatz von Drohnenschwärmen, die mit Sprengladungen bestückt oder als Attrappen die gegnerische Flugabwehr überlasten sollen. Für die Verteidigung wird über den Aufbau eines „Drohnenwalls“ aus Aufklärungs- und autonomen Kampfdrohnen diskutiert, der zum Beispiel die Ostflanke der NATO gegen Angriffe absichern könnte.
Für den Einsatz von Drohnen spricht aus militärischer Sicht, dass sie die eigenen Opferzahlen niedriger halten, rascher beschafft und weiterentwickelt werden können und im Allgemeinen weniger kostspielig sind als die klassischen großtechnischen Waffensysteme (Panzer, Artillerie, Kampfflugzeuge). Dass sie den Charakter des Krieges verändern, dürfte nach den Erfahrungen aus der Ukraine bereits feststehen. Ihr Einsatz wirft aber schwerwiegende ethische und völkerrechtliche Probleme auf. So ist zu fragen, ob mit der Entwicklung autonomer Waffensysteme nicht die Kontrolle über die Anwendung tödlicher Gewalt (und die Verantwortung dafür) verloren geht, ob die Verfügbarkeit von Drohnen die Hemmschwelle für die Auslösung eines Krieges senkt und wie die vom Kriegsvölkerrecht gebotene Unterscheidung zwischen Kombattanten und Zivilisten in einem Drohnenkrieg gewahrt werden soll.
Ausgabe: | 09/2025 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |