Natürliche Bevölkerungsbewegung
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Infografik Nr. 021101
Ob die Bevölkerung eines Landes wächst oder schrumpft, hängt von zwei Faktoren ab: dem natürlichen Bevölkerungsgeschehen und der Zu- oder Abwanderung über die Grenzen. Umfang und Richtung der Wanderungsprozesse können sich kurzfristig verändern und sind deshalb kaum vorhersehbar. Die natürliche Bevölkerungsbewegung, in der sich Geburten und Sterbefälle niederschlagen, verläuft dagegen meist in ruhigeren Bahnen. Sie ist in den gegebenen Bevölkerungsstrukturen, im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmen und in vergleichsweise stabilen Verhaltensweisen verankert. Dennoch ist auch ihr Verlauf nicht unabänderlich vorgezeichnet.
Betrachtet man das Bevölkerungsgeschehen in Deutschland seit dem 2. Weltkrieg, fällt der markante Rückgang der Geburten zwischen 1963 und 1975 ins Auge. Vorausgegangen war eine Phase der Rückbesinnung auf familiäre Werte, in der die Geburten ständig zunahmen. Auf dem Gipfel des „Babybooms“ kamen 1963/64 jeweils rund 1,36 Mio Kinder zur Welt. Danach sanken die Geburtenzahlen aber rasch und erreichten 1975 mit 782 000 einen vorläufigen Tiefpunkt. Damit verbunden war ein dauerhafter Rückgang der Fruchtbarkeit, d.h. der durchschnittlichen Kinderzahl je Frau. Ähnliche Entwicklungen waren auch in anderen Ländern Europas zu beobachten. Sie fielen zusammen mit den gesellschaftlichen Emanzipationsprozessen jener Zeit, mit der Selbstfindung der Frauen und der Durchsetzung individueller Lebensstile. Auf den Wandel von der agrarischen zur industriellen Bevölkerungsweise im 19. und beginnenden 20. Jh. folgte nun der „zweite demographische Übergang“.
Die Zahl der Sterbefälle zeigt keine so starken Ausschläge. Sie stieg 1950 bis 1975 allmählich an und ging danach in einer stetigen Abwärtsbewegung von 990 000 (1975) auf 822 000 (2006) zurück, ehe sie wieder zunahm. Ursache dafür war die sinkende Sterblichkeit aller Altersstufen und die damit verbundene Verlängerung der Lebenserwartung. Die natürliche Bevölkerungsbilanz für Deutschland, errechnet als Differenz aus Geburten und Sterbefällen, weist bis Ende der 1960er Jahre hohe Geborenenüberschüsse aus. Allein daraus resultierte zwischen 1947 und 1971 ein Bevölkerungszuwachs von 7,4 Mio Menschen. Seit 1972 überwiegen jedoch die Sterbefälle. 2020 wurden deutschlandweit 773 000 Kinder geboren. Im gleichen Jahr starben nahezu 986 000 Menschen. Daraus resultierte ein natürlicher Bevölkerungsverlust von rund 212 000 – höher denn je in der Geschichte der Bundesrepublik. Werden solche Verluste nicht durch Zuwanderung ausgeglichen, schrumpft die Bevölkerung.
Ausgabe: | 01/2022 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |