Die Abgeordneten und ihre Berufe
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Infografik Nr. 088760
Die Abgeordneten des Deutschen Bundestags sind nach Art. 38 des Grundgesetzes „Vertreter des ganzen Volkes“. In ihrer Zusammensetzung bieten sie aber nur ein unvollkommenes Spiegelbild der Gesellschaft, die sie repräsentieren. Eine Aufschlüsselung nach beruflichen Merkmalen (Stand: Januar 2022) zeigt auch für den 20. Deutschen Bundestag, dass vor allem der öffentliche Dienst als Sprungbrett für eine politische Karriere dient. Von den 736 Abgeordneten gehören allein 221 (30 %) zur „Fraktion der Staatsdiener“, darunter 80 Verwaltungsbedienstete und 74 Beamte und Angestellte aus den Bereichen Bildung, Lehre und Forschung (Professoren, Lehrer usw.). Der öffentliche Dienst ist im Bundestag seit jeher stark vertreten. Das hängt in erster Linie damit zusammen, dass Beamte bei der Übernahme eines Bundestagsmandats beurlaubt werden können und ihre Stellung im Berufsleben nicht aufzugeben brauchen. Eine wichtige Rolle spielt aber auch die Nähe ihres Berufs zu den öffentlichen Angelegenheiten, über die im Bundestag politisch entschieden wird. Aus politiknahen Berufen stammen auch die 124 Abgeordneten (17 %), die als Angestellte politischer und gesellschaftlicher Organisationen einzustufen sind, darunter die Funktionäre von Parteien und Gewerkschaften und die früheren Mitarbeiter von Abgeordneten.
Eine weitere große Gruppe im 20. Bundestag bilden mit 202 Abgeordneten die Selbstständigen und Freiberufler. Durch die Wahl vom September 2021 gelangten 55 selbstständige Unternehmer, Kaufleute, Handwerker oder Landwirte sowie 147 Angehörige der Freien Berufe (Anwälte, Steuerberater, Publizisten usw.) in den Bundestag. Das entspricht mehr als einem Viertel (27 %) aller Abgeordneten – deutlich mehr, als der Anteil dieser sozialen Gruppe an der Bevölkerung ausmacht. Weitere 108 Abgeordnete (15 %) waren vor der Übernahme ihres Mandats als Angestellte in der freien Wirtschaft oder in wirtschaftsnahen Verbänden tätig. Im aktuellen Bundestag sitzen außerdem 19 Abgeordnete, die dem Bereich „Schüler, Auszubildende, Studierende o.ä.“ zugeordnet werden – ein Teilaspekt der Verjüngung des Parlaments auf ein Durchschnittsalter von deutlich unter 50 Jahren.
Die berufliche Zusammensetzung der Abgeordneten deutet auf die zunehmende Professionalisierung der Parlamentsarbeit hin. Meistens wird die Ausübung des Abgeordnetenmandats durch den beruflichen Hintergrund gestützt und vorbereitet. Ein weiteres Indiz dafür ist der hohe Anteil an Juristen, deren Kompetenz für die rechtliche Umsetzung und Bewertung politischer Fragen oft schon bei der Kandidatenaufstellung den Ausschlag gibt. Auch Politologen, Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler sind stark vertreten.
Ausgabe: | 08/2022 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |