Beobachtung des Waldzustands
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Infografik Nr. 126301
Ab Mitte der 1970er Jahre wurden in Deutschland großflächige Waldschäden beobachtet, die sich nicht in das Bild der bis dahin bekannten Schäden einordnen ließen. Zunächst zeigten sich an den empfindlichen Weißtannen Symptome wie vergilbende Nadeln, Kronenverlichtungen und Rindenschäden, Nadelverlust und verlangsamtes Wachstum. Dann traten ähnliche Krankheitsmerkmale auch bei anderen Baumarten auf. Hauptursache dieser Schäden – so die gängige Diagnose – sind Luftschadstoffe (Schwefeldioxid, Stickoxide, Ammoniak, Ozon), die zusammen mit anderen Schadstoffen oder Ursachenkomponenten (wie Klima, Standort, Schädlings- und Pilzbefall, waldbauliche Fehler) auf die Bäume einwirken.
Um Ausmaß und Erscheinungsbild der Schäden zu erfassen, wird der Wald nach einem seit 1984 angewandten Verfahren stichprobenartig auf krankhafte Veränderungen hin beobachtet. Die Auswahl der Bäume orientiert sich an einem Gitternetz, das die Bundesrepublik mit einem Rasterabstand von 16 km überzieht. Diese Waldzustandserhebung, die jährlich ein Gesamtbild der Vitalität des Waldes liefert, wird ergänzt durch eine Bodenzustandserhebung (zuletzt 2006-2008) und durch die Dauerbeobachtung typischer Waldökosysteme, wie sie derzeit an rund 70 ausgewählten Standorten im Bundesgebiet stattfindet. Im Rahmen dieses intensiven forstlichen Umweltmonitorings werden unter anderem die klimatischen Bedingungen, die Bodenbeschaffenheit, die Bodenfeuchte, der Eintrag von Luftschadstoffen und das Wachstum der Bäume gemessen und in ihren Ursache-Wirkungs-Beziehungen untersucht.
Folgt man den Waldzustandsberichten, so hat sich die Situation der deutschen Wälder seit den 1980er Jahren insgesamt nicht verbessert und zuletzt sogar dramatisch verschlechtert. Am Zustand der Baumkronen lässt sich ablesen, wie vital die Bäume sind. Nach der anhaltenden Dürre in den Vegetationsperioden 2018-2020 waren im Sommer 2020 nur noch 21 % der rund 10 000 untersuchten Bäume ohne Kronenschäden – das war der schlechteste Wert seit Beginn der Waldzustandserhebungen. Dagegen zeigten 37 % deutliche Kronenverlichtungen (Schadstufen 2-4); weitere 42 % waren schwach geschädigt (Schadstufe 1). Die größten Schäden wiesen die Buchen auf, während sich die Eichen gegenüber dem Vorjahr wieder etwas regenerieren konnten. Stark geschädigt waren zudem die Fichten, denen auch ein massiver Borkenkäferbefall zu schaffen machte. Einen weiteren Hinweis auf den Zustand des Waldes liefert die Beobachtung, wie viele der untersuchten Bäume seit der letztjährigen Erhebung abgestorben sind: 2020 war die Absterberate mit rund 1,7 % mehrfach höher als im langjährigen Durchschnitt.
Ausgabe: | 04/2021 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |