Entwicklung der Jugendgewalt
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Infografik Nr. 131123
Dass im Jugendalter häufiger gegen Regeln und Normen verstoßen wird, ist über fast alle Kulturen und Zeiten hinweg beobachtbar. Meist handelt es sich dabei um ein episodisches Phänomen: Mit zunehmendem Alter und infolge eines psychosozialen Reifeprozesses nimmt die Zahl der Straftaten ab – Statistikern ist dies als Alters-Kriminalitäts-Kurve bekannt. Auch entfällt ein Großteil der Jugendkriminalität auf Delikte von eher geringer Schwere, darunter Ladendiebstahl oder Sachbeschädigung. Zahlen zu jugendlichen Gewaltdelikten liefert die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS). Aus deren Datensätzen lässt sich auch die sogenannte Tatverdächtigenbelastungszahl (TVBZ) berechnen; sie setzt die Zahl der Tatverdächtigen in Bezug zu 100 000 Einwohnern derselben Altersgruppe. Dabei bestätigt sich der Befund, dass jüngere Menschen auch bei gewaltbezogenen Straftaten öfter auffallen als Erwachsene. So war 2021 die TVBZ für Gewaltdelikte bei den Jugendlichen (14- bis 17-Jährige) mit 684 mehr als viermal so hoch wie die der Erwachsenen (163). Bei den Heranwachsenden im Alter von 18 bis 20 Jahren, die unter bestimmten Voraussetzungen ebenfalls unter das Jugendstrafrecht fallen, lag die TVBZ mit 690 noch etwas höher.
Anhand der PKS lässt sich auch die Entwicklung der Jugendkriminalität über die Zeit ablesen – unter dem Vorbehalt, dass es sich dabei nur um die der Polizei bekanntgewordenen Fälle handelt. Laut der PKS nahmen bei den Jugendlichen die Fälle von leichter und schwerer Körperverletzung bis zum Jahr 2008 stetig zu, was sich zum Teil auch aus einer gestiegenen Anzeigebereitschaft erklären lässt. Seit 2008 aber gehen die Kurven wieder mit recht eindeutiger Tendenz nach unten. Bei Raub sanken die Fallzahlen sogar schon seit Anfang der 1990er Jahre. Das gilt nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Heranwachsende. Bei ihnen setzte der Rückgang leichter Körperverletzungsdelikte allerdings etwas später, nämlich ab 2013, ein. Der jüngste Rückgang über alle Gewaltdelikte hinweg dürfte indes auch auf einen Ausnahmefaktor zurückzuführen sein: Denn die Lockdowns im Zuge der Corona-Pandemie, etwa die Schließung von Clubs und Diskotheken, verminderten schlicht die Gelegenheiten für Gewalttaten.
Zur Bekämpfung von Jugendgewalt werden häufig härtere Strafen gefordert, die im Kern auf Abschreckung setzen (wie z.B. der 2013 eingeführte „Warnschussarrest“). Deren Wirkung ist aber umstritten. Maßnahmen zur Prävention setzen früher an und umfassen u.a. die Verbesserung von Bildungschancen, die Stärkung erzieherischer Kompetenzen von Eltern oder eine kritische Auseinandersetzung mit gewaltorientierten Männlichkeitsnormen („Machokultur“).
Ausgabe: | 08/2022 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |