Öffentliche Schulden je Einwohner
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Infografik Nr. 193529
Die öffentlichen Finanzen der Bundesrepublik Deutschland standen ab 1950 für mehr als sechs Jahrzehnte im Zeichen ständig wachsender Verschuldung. Die Aufnahme von Krediten durch Bund, Länder und Gemeinden galt als eine vertretbare oder sogar erwünschte Möglichkeit, private Mittel für die Deckung des öffentlichen Finanzbedarfs zu mobilisieren, ohne Steuern und Abgaben erhöhen zu müssen. Mit der Ölkrise von 1974/75 entwickelte die öffentliche Verschuldung eine neue Dynamik. Lagen die öffentlichen Schulden 1970 erst bei umgerechnet 64,2 Mrd €, so beliefen sie sich 1980 schon auf 238,9 Mrd € und Ende 1990 auf 538,3 Mrd €. Auf die Einwohnerzahl umgerechnet, kletterten sie in diesem Zeitraum von 1053 € auf 8 514 € pro Kopf.
Nach der deutschen Einigung setzte sich die Verschuldung im gesamtdeutschen Rahmen beschleunigt fort. Ende 2000 standen Schulden von 1210,9 Mrd € zu Buche und am Ende des Krisenjahres 2009, das die öffentlichen Kassen ganz besonders belastete, waren es bereits 1694,4 Mrd €. Das entsprach einem Betrag von 20698 € je Einwohner. Weil die öffentliche Hand immer mehr Aufgaben aus ihren Kernhaushalten ausgegliedert hatte, war dieses Bild aber schon nicht mehr vollständig. Seit 2010 erfasst die Schuldenstatistik deshalb neben den Kernhaushalten des Bundes, der Länder, der Gemeinden bzw. Gemeindeverbände und der Sozialversicherung auch deren sogenannte Extrahaushalte. Seit 2013 sind auch die Einrichtungen für Forschung und Entwicklung einbezogen. Nach diesem umfassenden Konzept stiegen die Schulden des öffentlichen Gesamthaushalts beim nicht-öffentlichen Bereich (Wertpapierschulden, Bankkredite usw.) 2012 auf einen vorläufigen Höchststand von 2068,2 Mrd €. Im Jahr 2013 ging die öffentliche Verschuldung erstmals seit 1950 zurück; in den folgenden sechs Jahren, bis Ende 2019, verringerte sie sich weiter auf 1899,1 Mrd €. Neben der guten Steuerkonjunktur machten sich darin die Auswirkungen der Schuldenbremse bemerkbar, die 2009 ins Grundgesetz aufgenommen wurde.
Die Corona-Pandemie des Jahres 2020 zwang die staatlichen und kommunalen Haushalte dann jedoch zu außerordentlichen Kraftanstrengungen. Umfangreiche Hilfsprogramme zur Stützung der Wirtschaft und der Beschäftigung und erhöhte Ausgaben für das Gesundheitswesen ließen den Schuldenstand sprunghaft ansteigen: Ende 2020 erreichte er mit 2172,9 Mrd € einen neuen Rekordstand. Die Pro-Kopf-Verschuldung kletterte auf 26 141 € je Einwohner. Je nach dem Verschuldungsgrad der einzelnen Länder wich die Schuldenlast der Bürger und Bürgerinnen aber deutlich von diesem Durchschnittswert ab.
Ausgabe: | 09/2021 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |