Glaube, der einfach begeistert

Während hierzulande vor allem die Dauerkrisen der großen Volkskirchen im öffentlichen Fokus stehen, findet eine andere Entwicklung, die sich zeitgleich dazu vollzieht, vergleichsweise wenig Beachtung: Das rasante Wachstum der verschiedenen pfingstlichen und charismatisch geprägten Bewegungen, die sich im Christentum sowohl konfessionell, d.h. innerhalb, als auch außerhalb der Kirchen verorten lassen.

Dass dieser neuartige „Spross“ am Baum des Christentums in Deutschland bisher kaum Fuß gefasst hat bzw. wahrgenommen wird, hat zweifelsohne auch mit den religions- und kulturgeschichtlichen Hintergründen zu tun, die bei uns andere Voraussetzungen geschaffen haben als etwa in den USA oder den Ländern des globalen Südens. Doch auch für Europa kann gesagt werden, dass der Anteil an Christen und Christinnen, die diesem Spektrum zuzuordnen sind, in den letzten Jahren gewachsen ist.

Die Religionssoziologie erkennt hier einen klaren Indikator dafür, dass Religion in der Postmoderne keineswegs verschwunden ist. Vielmehr scheinen hier bestimmte (religiöse und andere) Bedürfnisse zutage zu treten, die die traditionellen Volkskirchen in dieser Form nicht bzw. nicht mehr abdecken.  Im vorliegenden Heft werden die Grundzüge pfingstlich-charismatischer Religiösität erarbeitet und exemplarisch Bewegungen untersucht, die in Deutschland aktiv sind. Dabei ist nicht alles Gold, was glänzt: Schüler und Schülerinnen sollen genauer hinter die Fassade von bunten Gottesdiensten, LED-Scheinwerfern und coolem „Sakro-Pop“ schauen und solche religiösen Urteilskompetenzen schärfen, die die Unterscheidung der Geister ermöglichen.