Wo die Wirtschaft Werte schafft

Mit welchem Anteil die einzelnen Wirtschaftsbereiche zur volkswirtschaftlichen Gesamtleistung einer Region, eines Landes oder – wie hier – der ganzen EU beitragen, lässt sich an ihrer Bruttowertschöpfung ablesen. Diese umfasst alle erzeugten Waren und Dienstleistungen und lässt sich für jeden Wirtschaftsbereich errechnen aus dem jährlichen Produktionswert, von dem die eingesetzten Vorleistungen abgezogen werden. Als Gesamtbild ergibt sich daraus die Wirtschaftsstruktur einer Region oder eines Landes: Sie zeigt an, wo die wirtschaftlichen Schwerpunkte liegen, und lässt im zeitlichen Vergleich erkennen, wie sich die Gewichte der einzelnen Wirtschaftsbereiche verändert haben.
Gliedert man die Gesamtwirtschaft der EU-27 in zehn Wirtschaftszweige auf, erbrachte das Produzierende Gewerbe (Industrie ohne Bauwirtschaft) 2022 mit 20,6 % den größten Beitrag zur Bruttowertschöpfung. Dichtauf folgten die Wirtschaftszweige Handel, Verkehr und Gastgewerbe mit 19,5 % und die Öffentliche Verwaltung mit 18,3%. Am kleinsten (mit nur 1,9%) war der Wertschöpfungsbeitrag der Land- und Forstwirtschaft, die doch einen zentralen Bereich der vergemeinschafteten Politik in der EU darstellt. Nennenswerte Anteile der Wirtschaftsleistung entfielen dagegen auch auf den Bereich der Unternehmensdienstleister, darunter freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienste sowie Forschung und Entwicklung (mit 11,1 %) und auf das Wohnungswesen (mit 10,4 %). Insgesamt trugen die Dienstleistungsbereiche knapp drei Viertel zur EU-Wirtschaftsleistung bei. Blickt man rund zwei Jahrzehnte zurück ins Jahr 2000, ist das Gewicht der Industrie (damals 22,6 %) als Folge der globalen Arbeitsteilung seitdem zurückgegangen, während Unternehmensdienstleister sowie Information und Kommunikation ihren Beitrag ausbauten. Die Wirtschaftstruktur der einzelnen EU-Länder weicht zum Teil natürlich stark vom Gesamtbild für die EU-27 ab. So gehörte Deutschland 2022 nach wie vor zu den Ländern mit hohem Industrieanteil (23,5%), während der Anteil anderer großer Wirtschaftszweige geringer war als in der EU insgesamt. Länder, in denen der Handel 2022 mehr als ein Viertel zur Wertschöpfung beitrug, sind Litauen, Griechenland und Dänemark. Die Öffentliche Verwaltung, einschließlich der Bereiche Erziehung und Gesundheit, hatte in Frankreich, den Niederlanden und Belgien (mit 21 bis 22 %) das größte Gewicht. Als Zentrum der Finanz- und Versicherungswirtschaft ragte Luxemburg hervor, wo dieser Wirtschaftszweig allein gut 25% der Bruttowertschöpfung erbrachte. Der Bereich Information und Kommunikation hatte einen Schwerpunkt in Irland, das multinationalen Konzernen günstige steuerliche Standortbedingungen bietet.