Welthandel mit Erdgas

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Infografik Nr. 648220

Die Abkopplung Europas vom russischen Erdgas ist eine enorme Herausforderung, wie ein Blick auf die Handelstrukturen 2021 zeigt. Und Russland kann seine Gasflüsse nicht ohne Weiteres umleiten.

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Schon jetzt ist absehbar, dass der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine seit Februar 2022 zu einer umfassenden Verlagerung im globalen Energiehandel führen wird. Insbesondere Europa will sich aus der Gas-Abhängigkeit von Russland lösen – langfristig durch erneuerbare Energien, mittelfristig mit Brückenrohstoffen, die russisches Gas möglichst schnell ersetzen können. Dazu kommt nicht nur ein Rückgriff auf die schon abgeschriebenen Energieträger Kohle und Kernkraft infrage, sondern auch Flüssiggas (LNG, liquefied natural gas). Umgekehrt wird sich Russland nach neuen Abnehmern umsehen müssen.

Ein Blick auf die bisherige Struktur des Erdgashandels zeigt indes, wie grundlegend der Wandel sein müsste, um bestehende Verflechtungen zu lösen und umzuleiten. Das ZAHLENBILD zeigt die Handelsvolumina im Jahr 2021, also vor dem Ukraine-Krieg. Der größere Teil des weltweit exportierten Erdgases wurde über Pipelines transportiert, insgesamt rund 704 Mrd m3. Größter Importeur von Pipeline-Gas war Europa mit einem Volumen von 369,1 Mrd m3. Fast ein Drittel davon (112,9 Mrd m3) kam aus Norwegen, nicht ganz die Hälfte (167,0 Mrd m3) aus Russland. Für Russland wiederum war Europa der wichtigste Abnehmer seiner Gasexporte, denn dorthin flossen mit den genannten 167 Mrd m3 gut 83 % des gesamten russischen Pipeline-Exports (201,7 Mrd m3). Die Lieferungen stützten sich auf ein gigantisches und über Jahrzehnte gewachsenes Netz aus Pipelines, weshalb die Handelsströme auch nicht kurzfristig umgelenkt werden können – etwa nach Asien, das als wichtigster alternativer Abnehmer für Russland in Frage käme. 2021 jedenfalls war der russische Erdgasexport nach Asien verschwindend gering: 7,6 Mrd m3 liefen über Gasleitungen nach China, weniger als 4 % des gesamten Pipeline-Exports. Hinzu kamen 22,2 Mrd m3 Flüssiggas-Exporte, davon 6,2 Mrd m3 nach China. Auch wenn mehrere Großprojekte zum Bau neuer Pipelines laufen, ist zweifelhaft, ob Russland den in Europa wegbrechenden Absatz durch asiatische Kunden kompensieren könnte – zumal es auf dem asiatischen Markt mit wesentlich mehr Anbietern konkurrieren müsste. China etwa bezieht einen nicht geringen Teil seines Erdgases über eine Pipeline aus Turkmenistan.

Viel wichtiger ist für China allerdings der Import von Flüssiggas. Von der weltweit gehandelten Flüssiggasmenge, insgesamt 516,2 Mrd m3, entfiel 2021 gut ein Fünftel (109,5 Mrd m3) auf die Volksrepublik. Wichtigster Lieferant war Australien, der weltweit führende Exporteur von LNG. Kleinere Mengen kamen aus Katar und den USA, die global den zweiten und dritten Rang hinter Australien einnehmen. Sowohl Katar als auch die USA sind zudem wichtige Lieferländer von Flüssiggas für Europa.

Ausgabe: 08/2022
Produktformat: eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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