Wer wählt wen? Wahlverhalten nach Berufsgruppen
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Infografik Nr. 088656
Die Stimmabgabe an der Wahlurne hängt bis zu einem gewissen Grad von der Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe ab. Anhand der Bundestagswahlen von 1990 bis 2021 lässt sich zeigen, wie die großen Berufsgruppen für die einzelnen Parteien stimmten.
Unter den verschiedenen Erklärungsansätzen für das Wahlverhalten hat sich das mikrosoziologische oder gruppentheoretische Modell immer wieder als treffsicher erwiesen. Es geht davon aus, dass die Wählerinnen und Wähler in ihren Wahlentscheidungen stark durch das soziale Umfeld bzw. die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe beeinflusst werden. Je stabiler und geschlossener eine soziale Gruppe ist und je ausgeprägter ihre kollektive Werteorientierung, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Angehörigen dieser Gruppe ein bestimmtes Wahlverhalten erkennen lassen. Sind sie in mehrere Milieus mit annähernd gleichgerichteten Werten und Haltungen eingebettet, tritt dieser Zusammenhang noch stärker hervor. Es lassen sich aus der Gruppenzugehörigkeit der Wählerschaft demnach Voraussagen über ihre Stimmabgabe für bestimmte Parteien ableiten. In der heutigen, zunehmend mobilen Gesellschaft sind solche Ableitungen nicht mehr ganz einfach. Eine Auswertung der Bundestagswahlen von 1990 bis 2021 zeigt aber, dass die Stimmenverteilung auf die Parteien nach wie vor auch durch die Zugehörigkeit der Wählerinnen und Wähler zu unterschiedlichen Berufsgruppen erklärt werden kann.
So schnitt die SPD in der Berufsgruppe der ● Arbeiter mit Ausnahme der Wahljahre 2009 bis 2017 mit dem besten Resultat ab und erreichte dort auch höhere Prozentwerte als im Gesamtergebnis. In ihren Wahlkämpfen betont die SPD traditionell den Aspekt der sozialen Gerechtigkeit. Die LINKE stieß bei den Arbeitern meist ebenfalls auf mehr Zuspruch als bei den anderen Berufsgruppen. Viel Anklang fand in dieser Gruppe 2017 und 2021 aber auch die AfD mit ihren populistischen Losungen. Die Stimmabgabe der ● Angestellten entsprach bei den Wahlen von 1990 bis 2021 stets annähernd dem Gesamtergebnis der Wahl. Im Wahlverhalten dieser Gruppe zeichnen sich allgemeine Veränderungen der politischen Präferenzen damit besonders deutlich ab. Ein vom Durchschnitt abweichendes Stimmverhalten zugunsten einzelner Parteien ist dagegen kaum festzustellen, es sei denn, dass die gleichzeitige Zugehörigkeit zu einer anderen sozialen Gruppe (z.B. als Gewerkschaftsmitglied) den Einfluss der Berufsgruppe überlagert. ● Beamte wählen bevorzugt CDU/CSU. Bei allen Bundestagswahlen seit 1990 lagen die Unionsparteien in dieser Berufsgruppe vorn und erzielten damit auch jeweils Ergebnisse über ihrem Gesamtdurchschnitt. Zuletzt verbuchten die GRÜNEN erstaunliche Stimmengewinne bei dieser sozialen Gruppe. ● Die Selbstständigen schenken überwiegend den Unionsparteien ihr Vertrauen. Da auch die FDP vorzugsweise die Interessen von Selbstständigen und Unternehmern anspricht, verlagerten sich größere Stimmenanteile dieser Berufsgruppe in manchen Jahren (z.B. 2009) von der Union zur kleineren Partei.
Ausgabe: | 02/2023 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |