Unter der Armutsgrenze
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Infografik Nr. 286335
Armut ist in entwickelten Ländern wie der Bundesrepublik ein relativer Begriff: Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 % des mittleren Einkommens der Bevölkerung zur Verfügung hat. Sehen Sie hier, welche sozialen Gruppen am stärksten von monetärer Armut betroffen sind!
Im Zeichen der Globalisierung werden die Volkswirtschaften immer stärker auf Leistungsfähigkeit getrimmt, damit sie im internationalen Wettbewerb bestehen können. Zugleich wächst damit aber die Gefahr der sozialen Ausgrenzung für jene Teile der Gesellschaft, die den erhöhten Leistungsnormen nicht (mehr) gerecht werden. Ereignisse wie Arbeitslosigkeit oder Scheidung, prekäre Beschäftigung oder familiäre Überlastung können genügen, um Menschen oder Haushalte aus der normalen Bahn zu werfen und in Armut absinken zu lassen.
Armut wird in entwickelten Gesellschaften meist als relative Größe aufgefasst und in Bezug zum mittleren Lebensstandard definiert. In dem Indikatorensystem, das die EU zur vergleichenden Beobachtung der sozialen Lage aufgestellt hat, gelten Personen, die weniger als 60 % des mittleren Einkommens der Bevölkerung zur Verfügung haben, als armutsgefährdet. Gemessen wird das anhand des Haushalts-Nettoeinkommens, das bedarfsgewichtet auf die einzelnen Haushaltsmitglieder umgelegt wird. Die Gewichtung berücksichtigt, dass größere Haushalte pro Kopf günstiger wirtschaften als kleine. Für die erste erwachsene Person eines Haushalts wird daher ein Bedarf von 1 angesetzt; jeder weitere Erwachsene geht mit dem Wert 0,5, jedes Kind unter 14 Jahren mit dem Wert 0,3 in die Berechnungen ein. Der Schwellenwert der Armutsgefährdung einer Drei-Personen-Kleinfamilie (Eltern + Kind unter 14), der 2022 bei 2 250 € im Monat lag, entsprach somit dem einer alleinlebenden Person mit 1 250 €.
Legt man diese Methode zugrunde, waren in Deutschland 2022 rund 15% der Bevölkerung als armutsgefährdet zu betrachten. Ohne die Hilfen durch Sozialtransfers wären es sogar 25 % gewesen. Da Arbeit für die meisten Menschen die Hauptquelle ihres Einkommens ist, variierte das Armutsrisiko mit der Stellung im Erwerbsleben. Nur 7 % der Erwerbstätigen, aber fast 43 % der Arbeitslosen waren arm oder von Armut bedroht. Von den Ruheständlern befanden sich 18 % in einer derart prekären Lage.
Die Einkommenslage unterscheidet sich auch nach der Haushaltssituation. Selbst unter Berücksichtigung von Sozialleistungen war 2022 mehr als ein Viertel (26 %) der Alleinerziehenden armutsgefährdet. Hoch war auch das Armutsrisiko alleinlebender Frauen (27 %) und Männer (24 %). Paarhaushalte lebten dagegen seltener in Armut; Paare mit einem oder zwei Kindern waren sogar unterdurchschnittlich davon betroffen (9 %). Die oft gehörte These, dass Kinder Armut bedeuten, kann also nicht ohne Weiteres bejaht werden. Erst mit drei und mehr Kindern stieg das Risiko monetärer Armut sprunghaft an (auf 23 %).
Ausgabe: | 07/2023 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |