Gewaltkriminalität in Deutschland
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Infografik Nr. 131120
Gewaltkriminalität umfasst Straftaten wie gefährliche und schwere Körperverletzung, Raub, Vergewaltigung sowie Mord und Totschlag. 2007 erreichte sie ihren Höhepunkt, danach ging sie der Tendenz nach deutlich zurück – bis 2022/23, als sie plötzlich steil wieder anstieg. Wie ist diese Gewaltexplosion zu erklären? Mehr dazu lesen sie hier!
Der Begriff „Gewalt“ wird uneinheitlich gebraucht und kann viele Bedeutungen umfassen (z.B. physische oder psychische Gewalt, Gewalt gegen Personen oder gegen Sachen). Im Zusammenhang der Gewaltkriminalität verwendet die Polizeiliche Kriminalstatistik einen recht engen Gewaltbegriff und ordnet ihm Straftaten zu, bei denen Menschen in schwerwiegender Weise körperlich angegriffen oder unter Zwang gesetzt werden, darunter insbesondere: Mord und Totschlag, gefährliche und schwere Körperverletzung, Raubdelikte und Vergewaltigungen.
Die zahlenmäßige Entwicklung dieser Gewaltdelikte, soweit sie polizeilich erfasst wurden, zeigte in den Jahren nach der deutschen Einigung zunächst einen deutlichen Anstieg von 160 700 Fällen (1993) auf den bisherigen Spitzenwert von 217 900 Fällen im Jahr 2007. Danach ging der Trend bis 2021 nach unten, unterbrochen allerdings von einer kräftigen Zunahme im Jahr 2016. Auf das Tief im Corona-Jahr 2021 (mit 164 600 Fällen) folgte sodann eine steile Aufwärtsentwicklung, die 2023 mit 214 100 registrierten Gewaltdelikten fast wieder den Stand von 2007 erreichte. Die Häufigkeitsziffer – 254 Gewaltdelikte je 100 000 Einwohner – lag 2023 ebenfalls nicht weit unter dem Höchstwert von 265 aus dem Jahr 2007.
Gemessen an der Gesamtzahl der erfassten Straftaten fallen Gewaltdelikte mit einem Anteil von 3,6 % (2023) nicht sehr stark ins Gewicht. Sie verbreiten wegen ihrer oft unvorhersehbaren Entstehung und ihrer schweren Auswirkungen aber ein allgemeines Gefühl der Bedrohung und der Unsicherheit. Gefährliche und schwere Körperverletzung, häufig im Affekt oder unter Alkoholeinfluss begangen, macht etwa drei Viertel der polizeilich registrierten Gewaltdelikte aus. Ein weiteres Fünftel entfällt auf Raubdelikte.
Als Tatverdächtige im Bereich der Gewaltkriminalität wurden 2023 rund 190 600 Personen ermittelt, 84 % davon männlichen Geschlechts. Bei einem Drittel davon handelte es sich um Kinder, Jugendliche und Heranwachsende unter 21 Jahren. Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger erreichte mit mehr als 41 % seinen bislang höchsten Stand. Als Gründe für die starke Zunahme der Gewaltkriminalität nennt das Bundeskriminalamt u.a. den Wegfall der Corona-Beschränkungen, der 2023 vor allem jungen Leuten größere Bewegungsfreiheit und damit mehr Tatgelegenheiten ermöglichte. Weitere wichtige Einflussfaktoren waren die wachsenden wirtschaftlichen und sozialen Belastungen und die verstärkte Zuwanderung. Unsichere Zukunftsaussichten, persönliche Gewalterfahrungen und kulturell vorgeprägte Gewaltakzeptanz kommen als Erklärungsgründe für den erhöhten Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger in Frage.
Ausgabe: | 06/2024 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |