Privatinsolvenzen

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Nach der Finanzkrise erreichte die Zahl der Privatinsolvenzen in Deutschland 2010 ihren Höhepunkt. Danach ging sie mit steigender Konjunktur und sinkender Arbeitslosigkeit ein Jahrzehnt lang zurück. Seit 2021 werden aber wieder höhere Zahlen registriert. Was sind die Ursachen dafür? Und welche Schuldner können überhaupt eine Privatinsolvenz beantragen?

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Durch die Reform des Insolvenzrechts im Jahr 1999 erhielten private Schuldner die... mehr
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Durch die Reform des Insolvenzrechts im Jahr 1999 erhielten private Schuldner die Möglichkeit, die ihre Kräfte übersteigende Schuldenlast in einem vereinfachten Insolvenzverfahren zu bereinigen und eine neue Seite in ihrem Leben aufzuschlagen. Dieser Teil der Reform zielte vor allem auf Verbraucher ab, die sich hoch verschuldet hatten und durch Arbeitslosigkeit, Krankheit, Scheidung oder ähnliche Rückschläge in eine ausweglose Situation geraten waren. In den ersten Jahren nach der Reform stieg die Zahl der sogenannten Verbraucherinsolvenzen daher sprunghaft an.

Der Begriff Privatinsolvenz umfasst darüber hinaus aber auch ehemals selbstständig Tätige, die mit ihrem Gewerbe finanziell gescheitert sind und je nach der Komplexität ihrer Vermögensverhältnisse und der Zahl ihrer Gläubiger ein vereinfachtes oder reguläres Insolvenzverfahren durchlaufen. Wie aus Daten des Statistischen Bundesamts hervorgeht, wurden in Deutschland 2010 fast 136 500 Privatinsolvenzen angemeldet. Die Welle der kleineren Insolvenzen erreichte damit ihren bislang höchsten Stand. In ihm spiegelten sich die Folgen der Finanzkrise, des Zusammentreffens von wirtschaftlichen Rückschlägen und verschärften Kreditbedingungen für private Haushalte und kleine Unternehmer. Im folgenden Jahrzehnt ging die Zahl der Privatinsolvenzen kontinuierlich zurück, da sich die verbesserte Konjunktur und die sinkende Arbeitslosigkeit positiv auf die Verschuldungssituation auswirkten.

Im Corona-Jahr 2020 erfolgte ein ungewöhnlich starker Rückgang auf 59200 Privatinsolvenzen. Die Gründe dafür lagen u.a. in der pandemiebedingten Zurückhaltung bei privaten Anschaffungen und im eingeschränkten Beratungsangebot der Schuldnerberatungsstellen. Viele Privatschuldner hielten außerdem ihre Insolvenzanträge zurück, weil sie eine Gesetzreform abwarten wollten, durch die sich die maximale Dauer des Verfahrens zur Restschuldbefreiung auf drei Jahre verkürzte. Diese Reform trat Anfang Oktober 2020 in Kraft. Wie zu erwarten war, schoss die Zahl der Privatinsolvenzen 2021 nach oben (auf rund 106250). Und sie blieb auch in den Folgejahren relativ hoch, da nun der steile Anstieg der Lebenshaltungskosten, insbesondere der Energiepreise, viele Haushalte finanziell in die Enge trieb.

Auffällig sind die regionalen Unterschiede in der Häufigkeit privater Insolvenzen. Gemessen an der Einwohnerzahl zeigt sich ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. Nach einem Bericht der Crif GmbH wurde 2024 in Bremen die höchste, in Bayern die niedrigste Insolvenzquote registriert (210 gegenüber 79 Privatinsolvenzen je 100000 Einwohner). Im Bundesdurchschnitt kamen 119 Privatinsolvenzen auf je 100000 Einwohner.

Ausgabe: 07/2025
Produktformat: eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei.
Reihe: 53
Reihentitel: Zahlenbilder
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