Europawahlen in Deutschland 1979-2024
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Infografik Nr. 715368
2024 fand die zehnte Direktwahl des Europäischen Parlaments statt. Verfolgen Sie das Abschneiden der Parteien in der Bundesrepublik, die langfristigen Trends und das plötzliche Auftauchen neuer politischer Akteure!
Die deutschen Direktwahlen zum Europäischen Parlament standen immer unter doppeltem Vorzeichen. Einerseits spiegelte sich in ihnen das europapolitische Interesse der Wahlbürger und die Bedeutung, die sie dem Europaparlament beimaßen, andererseits bildeten sie auch stets die politische Stimmung gegenüber der bundesdeutschen Politik ab. Nimmt man die Wahlbeteiligung als Ausdruck des Engagements für die europäische Sache, so fanden die Europawahlen in den ersten 25 Jahren nach der deutschen Einigung nur geringen Widerhall. An der ersten Direktwahl 1979 im damaligen Bundesgebiet hatten noch 65,7% der Wahlberechtigten teilgenommen; 2004 und 2009 gaben hingegen nur noch rund 43% der Wahlberechtigten ihre Stimme ab – Ausdruck einer verbreiteten Europamüdigkeit in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Erst 2019 und 2024 stieg die Wahlbeteiligung mit 61,4 bzw. 64,7% wieder kräftig an. Klimapolitik und Migration als zentrale Themen dieser Wahlen sorgten offenbar für einen deutlichen Mobilisierungsschub.
Die Wahlergebnisse waren stark vom Meinungsklima bezüglich der deutschen Politik geprägt. Bei allen Europawahlen von 1979 bis 2024 erwies sich die CDU/CSU als stärkste Kraft. Ihr gelang es, zumal in der Ära Kohl, sich den Wählerinnen und Wählern als „die“ Europapartei zu präsentieren. Sie büßte aber nach einem Hoch im Jahr 1999 bei den folgenden Wahlen deutlich an Stimmen ein. Die SPD konnte sich nur schwer vom Image einer europadistanzierten Partei lösen und erlebte mehrfach schwere Rückschläge, zuletzt 2024, als sie in einem bundespolitischen Stimmungstief auf nur noch 13,9 % absackte.
Vom sinkenden Trend der beiden Großparteien profitierten u.a. die GRÜNEN, die 2019 mit 20,5 % der Stimmen ihr bislang bestes Ergebnis erzielten. Europakritische Parteien verschafften sich bei den Europawahlen ein Protest-Image, mit dem sie auch auf nationaler Ebene erfolgreich waren. Die aus der Ablehnung der Euro-Rettungspolitik 2013 hervorgegangene Alternative für Deutschland stieg mit ihrer rechtspopulistischen Linie 2024 (mit 15,9 % der Stimmen) sogar zur zweitstärksten Partei auf. Das von der LINKEN erst im Januar 2024 abgespaltene Bündnis Sarah Wagenknecht (BSW) erzielte bei der Europawahl im Juni auf Anhieb 6,2 % der Stimmen.
Maßgeblichen Einfluss auf den Ausgang der Europawahlen ab 2014 hatte die Aufhebung der Sperrklausel durch das Bundesverfassungsgericht. Sie hatte zur Folge, dass Kleinparteien, deren Stimmenresultat zum Gewinn auch nur eines Mandats ausreichte, ins Europäische Parlament einzogen. So sind nach der Wahl 2024 wieder 15 Parteien aus Deutschland in Straßburg und Brüssel vertreten.
Ausgabe: | 08/2024 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |