Was Lehrlinge verdienen - Tarifliche Ausbildungsvergütungen
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Infografik Nr. 264488
Die Höhe der Ausbildungsvergütungen ist breit gestreut – je nach Branche und Region. Das Bundesinstitut für Berufsbildung ermittelt Durchschnittszahlen für die wichtigsten Ausbildungsberufe. 2022 stieg der Gesamtdurchschnitt erstmals über 1000 Euro. In welchen Berufen wird mehr, in welchen weniger gezahlt?
Lange Zeit war umstritten, worum es sich bei einer Ausbildungsvergütung eigentlich handelt. Während das Handwerk die Auffassung vertrat, sie sei lediglich eine Erziehungsbeihilfe, die zur Deckung der Lebenshaltungskosten der Lehrlinge beitrage, sahen die Gewerkschaften in ihr eine Entlohnung für geleistete Arbeit. Das Bundesarbeitsgericht hat demgegenüber in einem Urteil vom 29.4.2015 klargestellt, dass die Ausbildungsvergütung, wie sie im Berufsbildungsgesetz (BBiG) geregelt ist, drei Funktionen nebeneinander erfüllen soll: als Unterstützung zum Lebensunterhalt, als Mittel zur Anwerbung von ausreichendem Fachkräftenachwuchs und schließlich als eine Art Lohn für die Leistungen der Auszubildenden. In den Begriff der „Vergütung“ fließen demnach sowohl ausbildungsrechtliche als auch arbeitsrechtliche Aspekte ein.
Nach §17 BBiG haben die Ausbildungsbetriebe ihren Auszubildenden eine „angemessene Vergütung“ zu gewähren. Als Anhaltspunkt nennt das Gesetz eine monatliche Mindestvergütung, die von Ausbildungsjahr zu Ausbildungsjahr steigt. 2022 belief sie sich für das erste Ausbildungsjahr auf 585 Euro, für das vierte Jahr auf 819 Euro. In tarifvertraglichen Regelungen können diese Beträge allerdings auch unterschritten werden.
Die Ausbildungsvergütung wird in Tarifverträgen nicht nach Lehrberufen festgelegt; sie gilt jeweils für alle Auszubildenden der tarifgebundenen Unternehmen. Deshalb gibt es große Unterschiede in der Höhe der Vergütungen – je nach Branche und Region. Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) trägt jährlich die Informationen über die Ausbildungsvergütungen aus rund 500 Tarifbereichen zusammen und ermittelt daraus die durchschnittlichen Vergütungen für die wichtigsten Ausbildungsberufe. Im Einzelfall kann die Vergütung deutlich von diesen Durchschnitten abweichen.
Im Jahr 2022 stieg der Gesamtdurchschnitt für die erfassten tariflichen Ausbildungsvergütungen erstmals über 1 000 Euro. Noch deutlich höher rangierten die Vergütungen in einigen Bauberufen, denen die Lehrlinge mit fortschreitender Ausbildung schon erhebliche Arbeitsleistungen erbringen, z.B. Zimmerer (1 270 Euro West/1 056 Euro Ost) oder Gerüstbauer (1 205 Euro West/1 178 Euro Ost). Relativ hohe Vergütungen gab es auch in vielen industriellen Ausbildungsberufen (wie Mechatroniker, Elektroniker, Industriemechaniker) sowie in kaufmännischen Berufen (Bankkaufleute, Industriekaufleute, Kaufmann/-frau für Büromanagement). Deutlich niedriger waren die Vergütungen dagegen in einigen Berufen des Nahrungsmittelhandwerks, im Schornsteinfeger- und Friseurhandwerk.
Ausgabe: | 03/2023 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |