Die Krise der Warenhäuser
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Infografik Nr. 385031
Innerhalb von dreieinhalb Jahren musste der führende deutsche Warenhauskonzern dreimal Insolvenz anmelden – Zeichen des Niedergangs einer Branche, die einmal Sinnbild des modernen Konsums war. Lesen Sie hier eine kurz gefasste Geschichte des Warenhauses bis hin zur aktuellen Krise!
In Paris öffnete 1838 „Au bon Marché“, das erste Warenhaus Europas, seine Pforten. Es erweiterte sich 1869 zu einer „Kathedrale des modernen Handels“ (Emile Zola), deren riesiges Warenangebot zwischen Alltagsbedarf und Luxus die Kundinnen und Kunden begeisterte. Die Anfänge in Deutschland gingen auf die Kaufhaus-Gründungen von Leonhard Tietz in Stralsund (1879) und Rudolph Karstadt in Wismar (1881) zurück. 1894 eröffnete am Leipziger Platz in Berlin das repräsentative Warenhaus Wertheim, 1904 folgte das Warenhaus Tietz am Alexanderplatz und 1907 nahm das KaDeWe am Wittenbergplatz in Berlin seinen Betrieb auf. Die Warenhäuser luden zum Flanieren ein, überraschten immer wieder mit Kuriositäten und seltenen Artikeln, wurden mit ihrem breiten Sortiment industriell gefertigter Waren aber zu unverzichtbaren Zentren der städtischen Versorgung, die sich mit ihren Filialen zumal in den 1920er Jahren über ganz Deutschland ausbreiteten. Preisgünstige Angebote und moderne Werbung lockten auch weniger wohlhabende Käuferschichten an. Der traditionelle Einzelhandel konnte damit nicht konkurrieren und überlebte in den städtischen Einkaufsstraßen oft nur, wenn es ihm gelang, sich auf bestimmte Produkte zu spezialisieren und durch hervorragenden Kundendienst zu überzeugen.
Das galt auch in den 1950er und 1960er Jahren, als die Kauf- und Warenhäuser in den wiederaufgebauten Innenstädten eine Renaissance erlebten und von der wachsenden Kaufkraft der Bevölkerung profitierten. Ihr Marktanteil am gesamten Einzelhandel kletterte zum Teil auf mehr als 15 %. Damit war der Höhepunkt ihrer Entwicklung aber erreicht. In den 1980er Jahren erhielten sie ihrerseits Konkurrenz durch die am Rand der großen Städte entstehenden Einkaufszentren, durch Fach- und Verbrauchermärkte. Der allmähliche Abstieg der Warenhäuser begann. Das Jahr 1994 markierte einen ersten großen Einschnitt mit dem Zusammenschluss der Warenhausketten von Kaufhof und Horten und der Übernahme der Hertie- Gruppe durch Karstadt. 1999/2000 erfolgte die Fusion zwischen Karstadt und dem angeschlagenen Versand- und Warenhaus-Riesen Quelle. In den folgenden Jahren wirtschaftlicher Stagnation verlor Karstadt- Quelle jedoch massiv an Kundenzuspruch und Umsatz. Mit dem Onlinehandel erhielten die Warenhäuser zudem eine neue, rasch wachsende Konkurrenz. Fusionen und die Schließung unrentabler Häuser sollten die Lage stabilisieren. 2018 entstand der Mammutkonzern Galeria Karstadt Kaufhof, der in der Corona- Pandemie 2020 aber gleich so tief in die Krise geriet, dass er Insolvenz anmelden musste. Im Oktober 2022 war er erneut am Ende und im Januar 2024 ein weiteres Mal. Damit stellt sich die Frage, wie viel Zukunft das Warenhaus überhaupt noch hat.
Ausgabe: | 05/2024 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |