Unternehmensinsolvenzen
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Infografik Nr. 227113
Dass Unternehmen in ernsthafte Zahlungsschwierigkeiten geraten und schließlich scheitern können, gehört zu den Risiken der Marktwirtschaft. In Deutschland nahm die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in den 1990er Jahren jedoch dramatisch zu: Mussten 1991 rund 8 800 Unternehmen ihre Zahlungsunfähigkeit erklären, so riss die Pleitewelle 2003 und 2004 jeweils mehr als 39 000 Unternehmen mit sich fort. Erst die Konjunkturbelebung ab 2005 brachte eine Wende zum Besseren. In der Finanz- und Wirtschaftskrise stieg die Zahl der Unternehmenspleiten zwar noch einmal deutlich an: 2009 mussten nahezu 32 700 Unternehmen Insolvenz anmelden, darunter Namen wie Arcandor, Woolworth, Schiesser; der wirtschaftliche Schaden war mit offen gebliebenen Forderungen von 79 Mrd € größer denn je. Ab 2011 gingen die Insolvenzen jedoch anhaltend zurück. 2019 wurden rund 18 750 Unternehmen zahlungsunfähig, so wenige wie seit Mitte der 1990er Jahre nicht mehr.
Im Corona-Jahr 2020 wäre eigentlich ein kräftiger Anstieg der Insolvenzen zu erwarten gewesen, aber tatsächlich sank deren Zahl noch einmal deutlich auf 15 840. Auch das lässt sich indirekt mit der Pandemie begründen: Denn angesichts der Notlage vieler Unternehmen infolge langanhaltender Schließungen hatte die Bundesregierung die Pflicht zur Stellung eines Insolvenzantrags zeitweilig ausgesetzt. Die Auswirkungen der Corona-Krise könnten sich in der Statistik also mit Verspätung zeigen. Das Institut der deutschen Wirtschaft schätzt, dass zu den Insolvenzen im Jahr 2020 etwa 4 500 „Zombieunternehmen“ hinzugerechnet werden müssten – gemeint sind Unternehmen, die nur wegen der ausgesetzten Meldepflicht (noch) keine Insolvenz angemeldet haben, aber faktisch nicht überlebensfähig sind. Nach Branchen wurden die meisten Insolvenzen im Baugewerbe (2 500), im Handel (2 466) und im Gastgewerbe (1 775) registriert.
Im Allgemeinen handelt es sich bei den Firmen, die in Zahlungsschwierigkeiten geraten, oft um junge Unternehmen, denen ein zu schwaches Geschäftskonzept, fehlende Geschäftsverbindungen oder Probleme bei der Kreditbeschaffung zum Verhängnis werden. Die Gründe für eine Firmeninsolvenz können aber auch darin liegen, dass sich die Marktbedingungen und das Käuferverhalten verändern (so insbesondere in der Textil- und in der Kaufhausbranche) oder dass Aufträge ausbleiben. Häufig werden durch einen Dominoeffekt nach Großinsolvenzen auch kleinere Zulieferer oder Abnehmer mit in die Pleite gerissen. Fehler im Firmenmanagement, Mängel in der Planung oder bei der Überwachung der Zahlungseingänge können ebenfalls zum Scheitern einer Firma beitragen.
Ausgabe: | 05/2021 |
Produktformat: | Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |