Unternehmensinsolvenzen in Deutschland

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Infografik Nr. 227113
Nach der Finanzkrise ging die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland über viele Jahre zurück. Der Tiefpunkt wurde 2021 erreicht. Aber mit einiger Verzögerung folgte dann ein steiler Anstieg. Was sind die Gründe dafür und welche Wirtschaftsbereiche sind am stärksten betroffen?
Dass Unternehmen in ernsthafte Zahlungsschwierigkeiten geraten und schließlich scheitern können, gehört zu den Risiken der Marktwirtschaft. In Deutschland stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen nach der Jahrtausendwende jedoch dramatisch an. Waren 1991 nur rund 8800 Unternehmen zahlungsunfähig geworden, so riss die Pleitewelle 2003 und 2004 jeweils mehr als 39000 Unternehmen mit sich. Erst die Konjunkturbelebung ab 2005 brachte eine Wende zum Besseren. In der Finanzkrise nahm die Zahl der Unternehmenspleiten zwar noch einmal deutlich zu: 2009 mussten nahezu 32700 Unternehmen Insolvenz anmelden, darunter Namen wie Arcandor, Woolworth, Schiesser; der wirtschaftliche Schaden war mit offen gebliebenen Forderungen von 79 Mrd € größer denn je. Ab 2011 gingen die Insolvenzen jedoch anhaltend zurück.
Im Corona-Jahr 2020 wäre eigentlich ein kräftiger Anstieg der Insolvenzen zu erwarten gewesen, da viele Unternehmen durch die langanhaltenden Schließungen und Produktionsausfälle in Not gerieten. Tatsächlich ging deren Zahl aber noch einmal deutlich zurück, da die Pflicht zur Stellung eines Insolvenzantrags zeitweilig ausgesetzt wurde. 2021 sank die Zahl der Insolvenzen sogar auf den tiefsten Stand seit 1993. Erst mit einiger Verzögerung schlug die Krise auf die Unternehmen durch – verschärft durch den seit 2022 andauernden Krieg gegen die Ukraine, die massive Erhöhung der Energiepreise und den Anstieg der Arbeitskosten bei gleichzeitig anhaltender Schwäche der Binnenkonjunktur und des Welthandels. 2024 kletterte die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um 17% gegenüber dem Vorjahr auf 21812. Nach Branchen wurden die meisten Insolvenzen im Baugewerbe (2652), im Handel (2409) und bei den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (1567) registriert. Die Summe der voraussichtlichen Forderungen belief sich auf 58 Mrd €. Die durch die Zollpolitik der USA ausgelösten Turbulenzen im Welthandel lassen 2025 einen weiteren Anstieg der Insolvenzen erwarten. Davon sind zunehmend auch etablierte Industrieunternehmen betroffen.
Im Allgemeinen handelt es sich bei den Firmen, die in Zahlungsschwierigkeiten geraten, um Unternehmen, denen ein zu schwaches Geschäftskonzept, fehlende Geschäftsverbindungen oder Probleme bei der Kreditbeschaffung zum Verhängnis werden. Die Gründe für eine Insolvenz können aber auch darin liegen, dass sich die Marktbedingungen verändern oder dass Aufträge ausbleiben. Häufig werden durch einen Dominoeffekt nach Großinsolvenzen auch kleinere Zulieferer oder Abnehmer mit in die Pleite gerissen.
Ausgabe: | 05/2025 |
Produktformat: | eps-Version, Komplette Online-Ausgabe als PDF-Datei. |
Reihe: | 53 |
Reihentitel: | Zahlenbilder |